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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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487 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung Directorate. [ … ] I believe if the Austrian Government and the Chancellor were as anxious about it we would have had a letter from them already without asking for it. I quite agree with General Cherrière , that the letter is merely a matter of formality. I don’t know what information my colleagues have , but according to my information the Austrian Government has not yet taken any serious steps about those incidents at the University. [ … ] It seems to me , in view of the arrests which we made in the 19th of November , and the demands of the workers and trade unions and those who were imprisoned in concentration camps , that the universities should be closed for the purpose of making purges.” 2119 [ Hervorhebung d. Verf. ] Auf französischer Seite schloss sich General Cherrière der Position des Vorsitzenden zwar grundsätzlich an , meinte aber , dass dem Alliierten Rat vielleicht doch zuvor das Schreiben an Bundeskanzler Figl empfohlen und weitere Diskussionen auf eine gesonderte Sitzung des Exekutivkomitees vertagt werden sollten  – eine Position , der sich im Übrigen auch Brigadier B. B. Cook für die Briten anschloss. Nachdem schließlich nur der Vorschlag , an Bundeskanzler Figl einen Brief zu senden , mit allen Stimmen beschlossen werden konn- te , akzeptierte General Tate dann auch bereitwillig die von russischer Seite gewünschte Sprachregelung , der sich auch die Briten anschlossen : nämlich im Hinblick auf die Aus- schreitungen vor der Universität in Hinkunft nicht mehr von „Nazi demonstrations“ zu sprechen , sondern  – angesichts des „speziellen Charakters“ dieser Vorfälle , wie General Zheltov meinte  – von „anti-democratic Demonstrations“.2120 Die monierte semantische Ausweitung auf „anti demo cratic“ hatte aus russischer Sicht wohl zwei Gründe : zum einen bot sie die Möglichkeit , antikommunistische Parolen auch künftig als gegen die Alliierten gerichtete , undemokratische Äußerungen zu klassifizieren und allenfalls zu ahnden , zum anderen bot diese begriffliche Erweiterung , die ja alle nazistischen Aktivitäten inkludierte , eine gegenüber den westalliierten Besatzungs mächten ideologisch offenbar weniger ver- fängliche Einspruchsmöglichkeit. Womöglich schien den Sowjets , angesichts der schlep- penden und oberflächlich durchgeführten Entnazi fizierung , die bisher vor allem von der russischen Besatzungsmacht ständig kritisiert worden und daher fast schon zu einem Spe- zifikum russischer Besatzungs politik geworden war , die Charakterisierung „undemokra- tisch“ mittler weile politisch schwerer zu wiegen , als „nazistisch“.2121 2119 Ebd., 7. 2120 Ebd., 8. 2121 Besonders sensibel reagierte allerdings General Aleksej auf die in der Presse den Sowjets zuge schobene Verzögerung beim Zustandekommen der Neufassung des Verbotsgesetze und verwies abermals auf die auch alliierterseits im März 1946 festgehaltene unzureichende Entnazi fizierung durch österreichische Stellen. In einem Statement vor dem Alliierten Rat machte sich Zheltov am 13. Dezember 1946 Luft und betonte nachdrücklich , dass es seit November 1945 ins be sondere das sowjetische Besatzungs element war , das hinsichtlich der Entnazifizierung als wichtigem Bestandteil der Demo kratisierung Österreichs eine konsistente und unnachgiebige Position eingenommen hat. In deutlicher Überzeichnung der eige- nen Position , aber mit durchaus zu treffendem realen Kern , strich Zheltov dabei hervor : „However , on
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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