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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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489 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung “However , although it can be justly assumed that the national-socialist provocations were start- ed by persons who were not entitled to vote at the universities , the possibility of such incidents shows that the purge-measures carried out of to the present have not been efficacious enough to fully eradicate national-socialist tendencies on the Austrian Universities.”2125 Sonderlich aufschlussreich war diese schriftliche Stellungnahme Bundeskanzler Figls ge- genüber der Alliierten Kommission nicht : in gewisser Hinsicht bestätigte Figl neuerlich nur offiziell , dass man auch auf österreichischer Seite die bisherigen Entnazifizierungs- maßnahmen als unzureichend einschätzte  – etwas anderes hatte aber auch keine der Be- satzungsmächte erwartet. Angesichts des universitären Wirbels sowie im Hinblick auf das bevor stehende neue ‚Verbots gesetz‘ war Bundespräsident Karl Renner in seiner Neujahrs ansprache 1946 / 47 dar- um bemüht , seine Landsleute auf typisch öster reichische Art zu beruhigen , indem er ihnen sein Verständnis staatspolitischer Räson im Zusam men hang von Entnazifizierung erläuter- te und Inter ventionsbereitschaft versicherte : „As a President of the Republic , I say to you : The constitution gives me the right of pardon of even the capital criminal. And even the most debased citizen is for me an Austrian. I recognize no ostracism.“2126 [ Hervorhebung d. Verf. ] Trotz aller zuweilen heftig artikulierten Kritik am Status quo der Entnazifizierung blie- ben die weiteren Debatten in den Gremien der Alliierten Kommission auf Grund der nur selten erzielten Einstimmigkeit letztlich ohne entscheidende Wirkung und ebbten zu Beginn des Jahres 1947 , kurz vor Beschlussfassung des Minder belasteten gesetzes , auch entsprechend ab. Für die österreichische Bundesregierung verbindlich war jedoch die Auf- forderung zur Vorlage des Re-Screening-Berichts , der der Alliierten Kommission bis zum 15. Februar 1947 auszuhändigen war. Dass die neuerliche Entnazifizierung an der Universität und den Hochschulen Wiens im Vergleich zu Graz , Leoben oder Innsbruck , wo zum Teil noch gar keine Kommis sionen ein- gerichtet waren , relativ zügig voranging , wie Andreas Huber konstatiert ,2127 trifft zwar zu , sagt aber nur wenig über die Qualität des geleisteten Re-Screenings aus ; hier mögen neben lokalen beziehungsweise regionalen Empfindlichkeiten gegen über den ver ordneten politi- schen ‚Säuberungen‘ wohl auch verschiedene andere Faktoren eine Rolle gespielt haben.2128 2125 Ebd., 1. 2126 NARA II , RG 260 , USFA , Historical File , Box 32 , Folder 252. Quarterly Historical Report. USACA Section , U. S. Forces in Austria 1946 , 125. 2127 Huber , Studenten im Schatten der NS-Zeit , a. a. O., 99. 2128 So eine gewisse föderale Reserviertheit hinsichtlich der unmittelbaren Umsetzung ministerialer Ver- ordnungen aus Wien oder das unterschiedliche Agieren der Alliierten Militärbehörden in den Besatzungs zonen. Letzteres legt der Wortlaut eines Schreibens des Britischen Besatzungs ele ments an die Alliierte Kommission nahe , worin quasi exkulpierend mitgeteilt wurde , dass die Studenten ver tre- tungen an der Universität Graz sich weigerten , an der Arbeit der Über prüfungskommissionen teilzu- nehmen „[ … ] on the grounds that [ … ] the work had already been done twice and [ … ] it would in any
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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