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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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543 Longe Range Policy 1946 / 47  – Paradigmenwechsel Einen spannenden Einblick in die akademisch-universitäre Anfangs phase der Zweiten Republik geben auch zwei Reiseberichte amerikanischer Österreich-Besucher , die Chris- tian Fleck recherchiert und bereits dokumentiert hat , aus denen hier wegen der darin ent- halten pointierten Stellungnahmen aber doch ein wenig ausführlicher zitiert werden soll. Der erste Bericht wurde von den beiden US-Sozialwissenschaftern Philip E. Mosely und Norman S. Buchanan im Auftrag der Rockefeller Stiftung in New York verfasst , die darin Eindrücke ihres Aufenthaltes im Juli 1947 in Österreich wieder gaben. Ausgehend von der Beobachtung , dass es der österreichischen Regie rung offenbar gelinge , als besetztes Land „die vier ‚Elemente‘ gegeneinander aus zu spielen“,2298 beschrieben die Visitatoren in ihrem Bericht Raunzen , Initiativ losigkeit und den Hang zu Ausreden als charakteristische Ele- mente des österreichischen Habitus. Hinsichtlich der Situation an den österreichischen Universitäten konstatierten die US-Sozialwissenschafter , dass diese , bedingt durch die Emigration und Vertrei bung sowie die Entnazifizie rungs maßnahmen einen „Mangel an Talenten“ auf weisen und insgesamt einen „traurigen Eindruck“ abgeben , der „dadurch noch ver stärkt werde , dass junge Wissenschafter mittleren Alters ‚einfach fehlten‘ “.2299 Weitere , überaus detaillierte Berichte verfasste der US-Physiker Robert J. Havighurst  – er hatte sich auch mit vergleichenden Bildungsstudien befasst und sprach zudem Deutsch  – anlässlich zweier Reisen nach Österreich für die Rockefeller Stiftung : die erste im Sommer 1947 , die zweite ein Jahr später. Seine Berichte und Tagebuchaufzeichnungen geben ein er- schütterndes Bild von der „Malaise der österreichischen Universitäten der Zweiten Republik und die Vergeudung von Humankapital durch den Protektionismus konservativer Verbände wie eben jenes CV“.2300 Besonders fiel Havighurst bei seinen zahlreichen Gesprächen auf universitärer Ebene , die er in seinen Berichten zum Teil dokumentiert finden , die akade- misch-ministeriale „Großmannssucht“ sowie das allgegenwärtige „Desinteresse an wissen- schaftlicher Forschung“2301 ins Auge. Anlässlich eines Gespräches mit Sektionschef „Baron Otto Skrbensky“, der sich dafür gerade einmal zehn Minuten Zeit nahm , teilte dieser dem amerikanischen Wissenschaftsemissär mit , wo es seiner Ansicht allenfalls Förderbedarf gäbe : “[ … ] there were many small needs in Austria with which he thought the RF [ Rockefeller Foundation , d. Verf. ] should not be bothered [ sic ]. As the economic basis becomes stronger , these will be met automatically. But there are certain substantial projects that he would like to command to RF attention. First would be a great Library , perhaps to be called the “Rockefel- ler Library“, to house the present National Bibliothek and the Universitaets Bibliothek”.2302 2298 Christian Fleck , Österreichs Wissenschaften in den Augen amerikanischer Besucher. In : Thomas Fröschl / Ursula Prutsch ( Hrsg. ), Österreich und die Amerikas (= Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit , 5. Jg., 2005 , Heft 1 ), 120. 2299 Ebd., 120. 2300 Ebd., 123 f. 2301 Ebd., 124. 2302 Ebd., 124 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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