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5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg
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Staaten verbringen und auf diese Weise zu Proponenten eines demo kratischen Gemein-
wesens werden : „The advantage of bringing over leaders and students of well known anti-
Nazi standing would lie in enabling these persons to re-acquaint themselves with the ways
of a democratic society“, wobei Anderson – wohl angesichts nach wie vor vor handener
anti-amerikanischer Ressentiments
– bereits im Vorfeld auf mögliche Probleme in der öf-
fentlichen Reaktion hinwies : „[ … ] the receptivity of the idea to the American public , the
possible danger to the prestige of the Germans after their return home [ … ]“.2311
Im Hinblick auf die inhaltliche Begründung des geplanten Reorientierungs
-Programms
für Deutschland , das freilich in gleicher Weise für Österreich gelten würde
– „the same line
would apply for the Austrians“
–, sprach sich Anderson für eine möglichst freiwillige , nicht
auf Zwang , sondern auf Überzeugungsarbeit basierende Vorgehens weise aus , denn „a too
rigid program might defeat its own purpose.“2312 Wie aus dem Anderson-Memorandum
hervorgeht , zielte das Reorientierungs-Vorhaben tatsächlich auf eine profunde Demokra-
tisierung aller gesellschaftlichen Bereiche :
“That there are certain psychological attitudes of the Germans , such as political docility and
authoritarianism , which our program should aim to influence in a democratic way. The influ-
ence should be exerted not merely on the behavior of the Germans but also on the institutions
which at present maintain these attitude.”2313
Zu diesem Zweck sollten künftig auch US-Experten in Deutschland und Österreich ein-
gesetzt werden
– für 1947 sah das Budget des War Departments 250 solcher Experten vor
–,
um amerikanische Erziehungsmethoden , Diskussionsformen und demokratischere Verfah-
ren den spezifischen Gegebenheiten und Bedürfnissen auf lokaler , regionaler und nationaler
Basis anzupassen : „The German will need to adapt the American forms to their own special
needs , and no blueprint for precise use in Germany can be prepared in this country.“2314
Interessant ist , dass auch in den Textentwürfen für das „Longe Range Policy Statement“
explizit festgehalten wurde , dass dessen inhaltliche Bestimmungen
– insbesondere im Hin-
blick auf die projektierten Austausch programme
– auch für Österreich galten.2315 In einem
eigenen , Österreich betreffenden „Appendix B“ – „United States policy on exchange of
2311 Eugene N. Anderson , Department of State [ ADO ] to Leverich and Speier , 9. April 1946 , 1. Zit. nach : The
U. S. Occupation of Germany : Educational Reform 1945–1949 , Microfilm-Collection , a. a. O., 1-A-36.
2312 Eugene N. Anderson , Department of State [ ADO ] , Memorandum , to Leverich and Speier ( for Hill-
dring ), 5. April 1946 , 3. Zit. nach : The U. S. Occupation of Germany : Educational Reform 1945–1949 ,
Microfilm-Collection , a. a. O., 1-A-36.
2313 Ebd., 2.
2314 Ebd., 1.
2315 The U. S. Occupation of Germany : Educational Reform 1945–1949 , Microfilm-Collection , a. a. O., 1-A-223 ,
a. a. O., Longe Range Policy Statement for German Re-Education ( a. SWNCC 269 ; b. SWNCC 269 / 4 / D ).
Memorandum by the State-War-Navy Coordinating Subcommittee for Europe , Appendix B. 33.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741