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Elitenbildung über „Austauschprogramme“
gen
– und völlig unzureichend ausge statteten
– „Education and Religious Affairs Division“
( E & RA ) in „Education and Cultural Relations Division“,2343 die künftig alle kulturellen und
bildungs
politischen Reorien
tierungs
-Agenden in einer zentralen Einheit zusammenfasste :
“My first assignment was to assemble cultural activities in a single division and to arrange to
have them administered under a unified policy in contrast to the somewhat divergent policies
that had been followed in some division previously. Thus the Education and Cultural relations
Division was created. Elementary , secondary , university , and adult education ; religious affairs ;
youth activities ; women’s affairs ; theaters ; music ; the coordination of cultural exchanges ; and
the allocation of textbooks and materials
– all were brought under the management of a single
unit of the military government. Provision was made to include in this unit also , but a some
later date , the indirect media of education such as publication , press and radio.”2344
Besonderen Nachdruck legte Wells in seiner neuen Funktion auf den zügigen Ausbau der
Austauschprogramme und bereitete durch die angestrebte , möglichst breite Einbe ziehung
nicht-staatlicher beziehungsweise privater US-Bildungseinrichtungen die mittel fristige
Übernahme der vorbereiteten Exchange-Programme durch das Depart ment of State vor.
Das von Wells im Rahmen von OMGUS am 13. Februar 1948 vorgelegte Konzept mit
dem Titel „Development of an Organization in the United States to Support a Cultural
Exchange Program“ wurde im State Department in Washington intensiv diskutiert und von
Frank G. Wisner , dem „Deputy to the Assistant Secretary for Occupied Areas“, gegenüber
dem Unterstaatssekretär im U.S. Verteidigungsministerium ausführlich kommentiert. Wis-
ner , der die bisherige Reorientierungs-Politik der US-Army als „Fiasko“ qualifizierte ,2345
teilte dem Under secretary of Army mit , dass das State Department die von Wells vorge-
schlagenen Maß
nahmen prinzipiell positiv beurteile und das Exchange-Programm zu einem
möglichst frühen Zeitpunkt starten sollte. Insbesondere unterstrich Wisner den Vor
schlag
von Wells , die Austauschprogramme ab sofort als integralen Teil umfassend ge planter US-
Reorientierungs-Anstrengungen zu sehen. Unter Einbeziehung bereits laufender Projekte
auf Basis des Fulbright Act beziehungsweise des Smith-Mundt Act
– auf diesen wird noch
kurz näher einzugehen sein
–, sollte die offizielle Einbindung privater Einrichtungen in die
Exchange-Programme „be presented as part of an overall program for all occupied territories
designed to advance the reeducation and democratization of local populations.“2346
2343 Tent , Mission on the Rhine , a. a. O., 300 f.
2344 Wells , Being Lucky , a. a. O., 307.
2345 NARA II , RG 59 , Assistant Secretary , Box 1. Howland H. Sargant , to Henry J. Kellermann , „Mr.
Wisner’s Memo Regarding German Reorientation and the Occupation Statute“, 27. September 1948 , 1.
2346 Frank G. Wisner , Deputy to the Assistant Secretary for Occupied Areas to William H. Draper , Under
Secretary of the Army , 19. Februar 1948 , 1. The U. S. Occupation of Germany : Educational Reform
1945–1949 , Microfilm-Collection Congres sional Information Service , edited by Gary H. Tsuchimochi ,
Tokyo 1991 ( Bestand Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien , Bibliothek ), 2-A–457.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741