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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg 574 Um die ausgebrannte und desillusionierte Nachkriegsbevölkerung nachhaltig für das Projekt einer Demok ratie nach westlich-amerikanischem Muster zu gewinnen , bedurfte es auch eines inneren , gefühlmäßigen Einstellungswandels  – „a change of heart on the part of the German people“2433  –, der in Form einer konzertierten Aktion in allen medienpolitisch- propagan distischen , erzieherischen und bildungspolitischen Belangen erreicht werden soll- te ; dabei sollte insbesondere auch die individuell erlebbare Dimension des wirtschaftlichen Auf schwungs seitens der Konsumenten propagan distisch mit einbezogen werden. In diesem Zusammenhang ist auch der vom U.S. Senat erlassene „Foreign Assistance Act“2434 zu sehen , der als „Marshall-Plan“ rund 6,2 Milliarden US-Dollar für materielle Hilfestellungen und Rohstoffspenden sowie für Kredite mit einer Laufzeit von vier Jahren bereitstellte. Als „krisenvermeidende Interventions strategie“2435 besaßen Marshallplan- Hilfe und „European Recovery Program“ ( ERP ) gerade auf Grund der spürbaren materi- ellen Hilfestellungen eine hochgradig politische Wirksamkeit , da sie „das wirkungsvollste Mittel gegen die politische Radikalisierung von Rechts wie von Links“2436 darstellten und durch die Stärkung und Stabilisierung der nationalen euro päischen Wirtschaften auch eine „Abwehr des Wachsens sowjetisch-kommunis tischen Einflusses“2437 erzielen konnten. Es ist daher nicht weiter verwunderlich , dass die Sowjets anlässlich der offiziellen Teilnahme Ös- terreichs am Marshallplan am 2. Juli 1948 mit heftigem Protest auf dieses bilaterale Abkom- men reagierten , da es aus ihrer Perspektive einer Art politischer Blockbildung gleich kam.2438 Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges begann die neue Stoß richtung der US-Re- orientierungs-Planungen jedenfalls zusehends , die früheren soziologisch-pädagogischen beziehungsweise sozialpsychologischen Ansätze der zivilen Demokratisierungs debatte mit gezielten Überlegungen zur psychologischen Kriegsführung zu ver mischen : unter schwellig und nahtlos sollte die intendierte ‚Selbsterziehung‘ in eine möglichst freiwillige Adaptie- rung westlich-amerikanischer , sozio-ökonomischer Standards münden und eine politisch- lebensweltliche Orientierung nach dem idealtypischen Vorbild einer „freien“ Gesellschaft nach amerikanischem Muster sicherstellen. Für die Planung und Unterstützung der neuen Besatzungs aufgaben zur geplanten „indoctrination in Europe [ … ] to bring about better attitudes and a greater respect for American democracy“2439 sollten künftig  – neben dem 2433 James L. Sundquist ( Director of Management Control under General Clay ) to Donald C. Stone ( Exe- cutive Office of the President ), a. a. O., 3. 2434 Vgl. Hannes Hofbauer , Westwärts. Österreichs Wirtschaft im Wiederaufbau , Wien 1992 , 100 f. 2435 Arno Einwitschläger , Amerikanische Wirtschaftspolitik in Österreich 1945–1949 , Diss., Univ. Wien 1984 , 148. 2436 Dieter Stiefel , „Hilfe zur Selbsthilfe“. Der Marshall-Plan in Österreich 1948–1952. In : Ernst Bruckmül- ler , Wiederaufbau in Österreich 1945–1955. Rekonstruktion oder Neubeginn ? Wien 2006 , 90. 2437 Stourzh , Geschichte des Staatsvertrages , a. a. O., 42. 2438 Wilfried Mähr , Der Marshallplan in Österreich , Graz  – Wien  – Köln 1989 , 112 ff. 2439 James L. Sundquist ( Director of Management Control under General Clay ) to Donald C. Stone ( Exe- cutive Office of the President ), a. a. O., 4.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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