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Die ideologische Überformung der US-Reorientierung
richtungen durch allzu offene beziehungsweise prononcierte Propaganda – die außerdem
durch die zuständigen Abteilungen ( IBS beziehungsweise IPS ) innerhalb des Gesamt-
rahmens besser umgesetzt werden könne
– zu gefährden und damit in der Bevölkerung an
Glaubwürdigkeit zu verlieren. Detaillierte Statistiken des Information Service der USIE
für Österreich illustrieren den Umfang und die Reichweite dieser Einrichtungen : so zählte
man allein für das vierte Quartal 1952 1. 000. 7461 Besucher – davon waren 107. 459 einge-
schriebene EntlehnerInnen beziehungsweise BenützerInnen.2501
Für die als eminent wichtig angesehene Kulturmission der US-Information Centers ,
also der sogenannten Amerika-Häuser , von denen es in Österreich zwölf gab ,2502 wurde in
2501 The America Haus in Austria. Report on a Questionaire Survey. Prepared for Office of Research and
Evaluation U. S. Information Agency ( IEV.Aus.23 ), 65. Bureau of Social Science Research. The Ameri-
can University , Washington , D.C., Robert T. Bower , Director , April 1954. NARA II , RG 306 , Records
of the US Information Agency. Office of Research. Country Projects , 1931–1964 , Box 5.
2502 Unter den 12 „U. S. Information Centers“ ( „Amerika-Häuser“ ) in der US-Besatzungszone wurde 1952
eine repräsentative Umfrage unter den BesucherInnen bzw. LeserInnen ( 60 % Männer , 39 % Frauen )
durchgeführt und neben dem Alter ( 33 % fielen in die Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen ), der sozia-
len Schichtung ( Studierende , ‚White Collar Workers‘ und ‚Professionals‘ machten rd. 60 % aus , Arbeiter
waren mit nur 11 % vertreten ; 32 % hatten Universitätsabschluss und 51 % Matura ), dem Leseverhalten
( rd. 48 % der LeserInnen gaben an , mehr als 3 Bücher pro Monat zu lesen , wobei Belletristik mit rd. 70 %
am populärsten war ), der Nutzung ( so suchten insbesondere junge NutzerInnen die Amerika Häuser
wegen „light reading recreation or entertainment“ auf ) auch die Benutzerzahlen ( mit Ausnahme von
Klagenfurt und Hallein ) erhoben wurden :
1. Wien : eröffnet im Frühjahr 1946 [ im 4. Quartal 1952 : 329. 580 BesucherInnen ; 38. 560 registrierte
BenützerInnen ] ;
2. Linz : [ 1946 ] neueröffnet am 19. September 1952 [ im 4. Quartal 1952 : 180. 608 BesucherInnen ;
16. 598 registrierte BenützerInnen ] ;
3. Salzburg : eröffnet 1948 [ im 4. Quartal 1952 : 146. 363 BesucherInnen ; 10. 418 registrierte Benützer-
Innen ] ;
4. Steyr : eröffnet am 15. Juli 1948 ( im Rathaus ); [ im 4. Quartal 1952 : 31. 638 BesucherInnen ; 6. 010
registrierte BenützerInnen ] ;
5. Wels : eröffnet am 10. September 1948 ( als Zweigstelle von Linz ); [ im 4. Quartal 1952 : 18. 132
BesucherInnen ; 6. 195 registrierte BenützerInnen ] ;
6. Zell am See : eröffnet im Jänner 1949 ( Kurverwaltungsgebäude , Bahnhofstraße 152 ); [ hier führte
der Bericht keine Zahlenangaben an ] ;
7. Innsbruck : eröffnet im Herbst 1949 ( im ehemal. Cafe München , Erlerstraße 17 ); [ im 4. Quartal
1952 : 99. 583 BesucherInnen ; 15. 180 registrierte BenützerInnen ] ;
8. Hallein : eröffnet 1950 [ im 4. Quartal 1952 : 17. 118 BesucherInnen ; 3. 988 registrierte Benützer
Innen ] ;
9. Gmunden : eröffnet 1952 [ im 4. Quartal 1952 : 27. 640 BesucherInnen ; 3. 180 registrierte Benützer-
Innen ] ;
10. Graz : eröffnet 1952 [ im 4. Quartal 1952 : 25. 000 BesucherInnen ; 4. 372 registrierte Benützer Innen ] ;
11. Klagenfurt : eröffnet 1952 [ hier führte der Bericht keine Zahlenangaben an ] ;
12. Ried : eröffnet 1952 [ im 4. Quartal 1952 : 24. 340 BesucherInnen ; 29. 858 registrierte Benützer Innen ] ;
NARA II , RG 306 , Records of the U. S. Information Agency , Office of Research , Country Projects , Box
5. The Amerika Haus in Austria. Report on a Questionnaire Survey ( Draft ). Prepared for the Office of
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741