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6. Endphase der Besatzung
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gierungsstellen richteten.2538 Die amerikanischen Uni versi täten waren an einem intensi-
vierten Wissen schafts austausch sehr interessiert und betonten , wie im Fall des MIT , dass
es eine „wunderbare Gelegenheit“ für die ausländischen Besucher bieten würde , „to observe
the life of a typical American student at first hand.“ Der MIT-Repräsentant Lloyd A. Hay-
nes bewarb gegenüber dem Department of the Army die gute Ausstattung , das Curriculum
sowie das erstellte Programm für die Austauschstudenten und strich die frieden sichernde
Wirkung eines Studien aufenthaltes hervor :
“Besides the curricula to be offered at M.I.T special additional courses will be offered at Har-
vard and other nearby schools. Week-end trips to nearby girl schools and summer theatre par-
ties have also been arranged. We feel that it is important for graduate students in Austria in
the fields of science and engineering to have a better international understanding than their
predecessors had if the future peace of this world is to be assured. Strengthening that under-
standing is the purpose of our project.”2539
Doch die Zusammenarbeit der mit der Organsiation befasssten Stellen in Washington mit
der Education Division in Österreich erwies sich , wie sich bald zeigen sollte , als nicht gerade
einfach. So wunderten sich die Beamten des CAD darüber , dass sie für das ange
laufene US-
Austauschprogramm „Visiting Experts Program for Austria“ trotz Urgenzen im September
1947 nach wie vor keine Vorschläge erhalten hatten , obwohl die Anlaufzeit , wie Washington
eigens hervorhob , infolge des bürokratischen Auf
wands beträchtlich war :
“Since estimate it will take approximately two months from time of receipt of program until first
experts get under way it is important that it be received here soonest if your needs are to be met.”2540
Dass der administrative Aufwand für die ( auch geheimdienstliche ) Überprüfung2541 und Zu-
lassung von Austausch
kandidatInnen2542
– die rechtliche Zuteilung von Visa für die Einreise
2538 Aus Perspektive der OMGUS-Leitung wurde diesbezüglich festgestellt : „It is felt here that the people ,
and particularly the colleges , in the United States are enthusiastic about the demo crati zation program
and are increasingly willing to contribute to it.“ Ebd. 1.
2539 Lloyd A. Haynes , Chairman , International Activities Committee , Massachusetts Institute of Techno -
logy , Foreign Student Summer Project , 14. Februar 1948 , 1. The U. S. Occupation of Germany : Educa-
tional Reform 1945–1949 , Microfilm-Collection , a. a. O., 2-A–442.
2540 C. R. Smith , Administration Officer CSCAD , 18. September 1947 to COMGENUSA , Vienna Austria ,
NARA II , RG 260. The US Occupation of Germany : Educational Reform 1945–1949 , Microfilm-Coll-
ection , a. a. O., 2-A–315.
2541 Wobei vom US-Geheimdienst , z. T. im Rückgriff auf OSS-Files , insbesondere auch allfällige kom-
munistische Aktivitäten erhoben wuden. Siehe : „Fall Karl Reinhard“. The U. S. Occupation of Germany :
Educational Reform 1945–1949 , Microfilm-Collection , a. a. O., 2-A–483.
2542 Vor Ausstellung eines „Travel Documents“ mussten die studentischen Austauschkandidaten ( „bona fide
students“ ) bestimmte Anforderungen erfüllen. Neben einem nachweislich guten Gesundheitszustand ,
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741