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Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen
Wie Samuel Williams in seinem Schreiben an Skrbensky voraus
eilend hinzufügte , würde
er Grafs Visum freilich nur verlängern , wenn seitens des Unterrichts ministeriums nichts
dagegen sprechen würde :
“For some reason or other , this Division was not informed of Graf’s entry into Austria , and
it was never called upon to approve the employment of an American citizen in an Austrian
school. Had the matter been brought to my attention , I should have immediately contacted
the Ministry for an opinion before making any decision. Graf has now asked for an extension
of his visa until the end of December , and we will not extend it unless the Ministry of Educa-
tion gives its approval.”2549
Als Williams’ Vorgänger Thomas E. Benner den Versuch unternahm , den wissen schaft lich-
universitären Austausch zwischen den USA und Österreich anzukurbeln , endete dieses
Vorhaben in geradezu grotesker Weise und enthüllte dabei sowohl die Einstellung so man-
cher Verantwortlicher auf amerikanischer Seite als auch die spezifisch austrifizierte Form
der dabei gepflogenen Kommunikation mit dem österreichischen Unterrichts mini sterium.
Vor dem Hintergrund des bevorstehenden Beginns breitangelegter US-amerikanischer
akademischer Austauschprogramme beabsichtigte Benner , den Kontakt zur „Austrian
University League of America“ zu aktivieren , der in Österreich – wie bereits dargestellt –
kaum aktiv aufgenommen worden war. Auf der Suche nach Unterstützung sandte Benner
einen Entwurf für ein derartiges Austauschprogramm an den früheren Leiter der Edu-
cation Division , William B. Featherstone , der vor seiner Tätigkeit als USFA-Offizier im-
merhin stell vertretender Vizepräsident der League gewesen war , und versuchte diesem die
Idee eines österreichischen wissenschaftlichen „Who’s is Who“ schmackhaft zu machen.
Featherstone war jedoch weder zur Zeit seiner verantwortlichen Leitung der USFA Edu-
cation Division noch zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon überzeugt , dass ein derartiger
akademischer Austausch Sinn haben würde , und meinte in seiner insgesamt doch eher
skurrilen Antwort gegenüber Benner :
“The Austrian University League turns out to be a very feeble and impoverished organization.
I did manage to drive through the preparation and circulation of the list of names you sent
me months ago of professors and others needing help , but I doubt if much comes of it. If I
had nothing else to do , I could probably nurse that crowd along to some kind of energetic action on a
few projects , but since I have plenty else to do , I can’t give them much time. Nothing much happens.
The great difficulty at the moment is that the Executive Secretary , Prof. Heine-Geldern , is on
a. a. O., 411. Ich danke an dieser Stelle Herrn Univ.-Prof DDr. Oliver Rathkolb für den Hinweis auf
die Bedeutung Max Grafs.
2549 NARA II , RG 260 , EDU-DIV , Box 1 / Folder 9 , Schreiben Samuel H. Williams , U. S. Civilian Chief ,
Education Division , to Otto Skrbensky , Section Chief , Higher Education , 20. Juli 1948 , 1.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741