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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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649 ‚Phasing out‘  – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung State Department administrierten Personenaustausch-Aktivitäten ; die Folge war , dass der Kulturaustausch insgesamt  – wohl in beiden Besatzungszonen  – „einen erheblichen Teil nehmer rückgang verzeich ne te“.2710 In Deutschland verlief das gesamte amerikanische Eliten-Austauchprogramm jedoch in einer nicht nur im Vergleich zu Österreich völlig anderen Größenordnung.2711 Bis Ende der Fünfzigerjahre kamen insgesamt immerhin über 12. 000 deutsche Führungskräfte , Wissenschafter und Studierende über die diversen USIS-Transferschienen in die USA.2712 Wie enorm das Austauschprogramm in der US-Besatzungszone in Deutschland voran- getrieben und ausgebaut wurde  – womöglich auch , weil das Interesse am trans atlantischen Kulturtransfer und die Reisebereitschaft dort größer waren , die Programme liefen ja auf freiwilliger Basis  –, zeigt auch eine Vergleichs statistik , die eine klare Dominanz des deut- schen Austausch-Anteils doku mentiert. Wie Ellen Latzin auf der Basis von Primärquel- lenmaterial zeigen konnte , kamen 1950 ins ge samt 81,9 Prozent der TeilnehmerInnen im Bereich der Führungskräfte und Studierenden aus Deutschland , 14,3 Prozent aus Japan und kaum mehr als zwei Prozent aus Öster reich.2713 So wie in Österreich , wo „das US-Infor- mation Coordina ting Board“ ( ICB ) ab 1947 eine zunehmend aggressive antikommunisti- sche Medien politik über Rund funk und Pressemedien betrieb ,2714 waren die „Exchange“- Program me selbstverständlich auch in Deutschland aus Sicht der verantwortlichen Planer als flankie rendes „Instrument for smuggeling in democratic bacteria“2715 gedacht  – eine Funktion , die die ausge wählten KandidatInnen nach erfolgter Rückkehr und ‚erfolg reicher‘ ‚Beeinflussung‘ in überzeugter beziehungsweise überzeugender Weise in Eigenregie selbst ausüben sollten. Das Verzeichnis der gezielt ausgesuchten Austausch kandidaten liest sich jedenfalls , wie Latzin anmerkt , wie „ein Who is Who der deutschen Nach kriegs geschichte. Die späteren Bundeskanzler Ludwig Erhard , Kurt Georg Kiesinger , Willy Brandt und Hel- mut Schmidt waren ebenso darunter , wie der spätere Bundespräsident Walter Scheel.“2716 Obwohl sich auch unter den österreichischen „Exchange-Grantees“ bis 1955 fallweise einzelne prominente Namen finden  – so nahm neben anderen österreichischen Journalis- ten auch der junge Hugo Portisch im April 1950 an einem Austauschprogramm teil2717  –, 2710 Latzin , Lernen von Amerika ? , a. a. O., 114. 2711 So reisten bspw. in den Jahren 1947–1956 5. 568 deutsche Führungskräfte , 1. 854 Berufsanfänger , 2. 283 Jugendliche sowie 240 Studenten in die USA. Vgl. Latzin , Lernen von Amerika ? , a. a. O., 83. 2712 Ebd., 327. 2713 Ebd., 83. 2714 Vgl. Rathkolb , Politische Propaganda der Amerikanischen Besatzungsmacht. Bd. 1 , a. a. O., 169 ff. 2715 Latzin , Lernen von Amerika ? , a. a. O., 81. 2716 Ebd., 88. Des Weiteren finden sich in den Verzeichnissen auch mehrere Ministerpräsidenten sowie Bundes- und Landesminister wie u. a. Franz Josef Strauß , Heinrich von Brentano oder Alois Hundshammer. Ebd. 2717 Siehe : Oliver Rathkolb , US-Medienpolitik und die neue österreichische Journalistenelite. In : Medien und Zeit , Vol. 2 , 1987 , 10 ff. Neben Portisch waren bspw. auch die bereits genannten Franz Cyrus und Inge Sandtner , sowie Walter Hacker und Hans Kronhuber weitere journalistische Austauschkandidaten.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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