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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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Schlussbemerkung658 zu schweigen  – eine von den jeweiligen Besatzungsmächten zonal unterschiedlich gehand- habte Angelegen heit. Wie sich mit Bezug auf die eingangs formulierte Kernthese  – unter Zuhilfenahme sta- tistischen Zahlenmaterials und der Rekonstruktion der gremialen Tätigkeit der zustän- digen Sonderkommissionen  – zeigen ließ , erfolgte die Entnazifizierung an den österrei- chischen Universitäten in der Regel als lästige und nur wenig ernsthaft durchgeführte Pflichtübung , der man sich umso leichter entschlagen konnte , als die US-Militärbehör- den  – an vorderster Stelle die USFA-Education Division  – auf eine Kontrolle und Inter- vention verzichteten und die österreichischen Kollegen gegenüber den in dieser Angele- genheit oft insistierenden Sowjets aus machtpolitisch-strate gischen Motiven tendenziell sogar in Schutz nahmen. Die Politik der Nichtein mischung seitens der US-Besatzungsmacht  – die durch den Ausbruch des Kalten Kriegs quasi zementiert wurde  – blieb freilich nicht ohne wissen- schafts- und bildungspolitische Folgen : anhand einer Reihe von Fallbeispielen sowie an- hand der Position der beteiligten Akteure , Behörden und Gremien ließ sich zeigen , dass diese Nichteinmischungs-Politik einem hausgemachten Provinzialismus im akademisch- universitären Bereich Vorschub leistete , dessen politisches Kern problem in einem perso- nalpolitischen Rückbruch in die Zeit des „Austro faschismus“ bestand , auch wenn dieser aufgrund des schleichenden Verlaufs als „sanfter Rückbruch“  – freilich ohne Fortschrei- bung der „radikalen ideologischen Rahmen bedingungen“2734 der Jahre vor 1938  – bezeich- net werden kann ; die demokratie politischen Folgen für das akademisch-universitäre Sys- tem Österreich waren , wie Oliver Rathkolb mit Bezug auf die Universität Wien konstatiert , gravierend , blieben dadurch doch „autoritäre Strukturen und traditionelle inhaltliche Ein- engungen auf nationale bzw. bilaterale Forschungs- und Lehrräume [ … ] bestehen.“2735 Frischer Wind in Österreichs Universitätslandschaft  – und damit einhergehend ein Aufbrechen autoritär-verkrusteter Strukturen  – kam erst Jahrzehnte später. Die über De- kaden hinweg nicht erfolgte Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit Österreichs insge- samt , sowie die bis heute an manchen Universitäts instituten fortbestehende Tabuisierung beziehungs weise geflissentlich unkritische Darstellung der dunklen Kapitel der jeweils eigenen Disziplin ist  – trotz der Fortschritte der letzten Jahre  – ebenso ein Indiz dafür , wie die bis in die 1970er-Jahre dominierende konservative Ausrichtung der universitären Päd- agogik sowie des gesamten Pflichtschulbereichs  – immerhin eine zentrale Reformagenda der US-Reorientierung in Österreich nach 1945.2736 Die Überlegungen und Konzepte einer Nachkriegs-Reorientierung , für deren zunächst rudimentäre militärische Umsetzung in Österreich , neben der medien- und informations- 2734 Rathkolb , Die Universität Wien und die „Hohe Politik“ 1945 bis 1955 , a. a. O., 53. 2735 Zit nach ebd. 2736 Vgl. Alfred Hiller , US-amerikanische Schulpolitik in Österreich 1945–1950. In : Österreich in Geschichte und Literatur. Hrsg. v. Institut für Österreichkunde , 24. Jg., 1980 , Heft 2 , 69 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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