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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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Schlussbemerkung660 ebenso wenig verlässlich durchgeführt , wie die Chance zu einer offensiv betriebenen Rück- holung der durch den Nationalsozialismus vertriebenen Wissenschaftselite des Landes für einen akademischen Elitentausch aufgegriffen wurde ; dieser hätte freilich auch einer kla- ren und transparenten Personalpolitik samt externer Supervision bedurft hätte. Die nicht weiter in Frage gestellte ( personalpolitische ) „Autonomie“ der Universitäten ermöglichte die Kontinuität einer rückwärts gewandten Wissen schafts politik , die eine rasche Eliten- restauration beförderte und damit die konservative Orientierung der Universität festigte. Durch die Reetablierung ‚altvorderer‘ Kräfte an Österreichs Universi täten wurden reform- orientierte , liberale oder gar progressive Positionen an den Rand gedrängt , was letztlich zu einer neuen „Abwanderung junger Intellektueller“ ( Christian Fleck ) führte. Lange vor dem Einschwenken der gesamten amerikanischen Reorientierungs-Pro gram- me  – von der Informations- und Medienpolitik , den U.S. Information Centern ( „Amerika Häuser“ ), über Jugendaktivitäten bis zu den kulturpolitischen Austausch-Programmen  – auf die antikommunistische Propagandastrategie des US-„Contain ment“ und „Roll-Back“ gegenüber der Sowjetunion , wodurch sich der Fokus der zuvor antifaschistisch-demokrati- schen Reorientierung auf antikommunis tische „Immunisie rung“ verschob , hatten die Offi- ziere der U.S. Education Division in Österreich die Option einer wissenschaftspolitischen Kontrolle und Intervention zugunsten einer paradigmatischen Nichteinmischungs-Politik ersetzt ; diese nicht-interventionische Haltung entwickelte sich mehr und mehr in Rich- tung einer offensiven Entschuldigungspolitik der öster reichischen Behördenstellen gegen- über der im Alliierten Rat zumeist von sowjetischer Seite erhobenen Vorwürfe. Die dabei gepflegten , geradezu amikalen Kontakte zwischen führen den Repräsen tanten der USACA-Education Division  – tendenziell eher konservative Akademiker ohne größe- res historisches Hintergrundwissen über die jüngere österreichische Vergangenheit  – und ihren österreichischen Ansprechpartnern auf der Ebene von Universi tät und Unterrichts- ministerium weisen dem Stil und Inhalt nach zuweilen unverkennbare Austrifizierungs- tendenzen auf , die sich im Fall einzelner Konflikt situationen gegenüber übergeordneten Behörden in Washington D.C. besonders deutlich zeigten. Nicht außer Acht zu lassen ist freilich der Umstand , dass die Universität Wien 1945–1955 in der interalliierten Zone lag. Angesichts der zunehmenden Verhärtung der politischen Fronten zwischen Ost und West im Zuge des Kalten Krieges , beständiger sowjetischer Interventions versuche und einem sich bald abzeichnenden realpolitischen Pragma tis mus war die Nivellierung des ursprünglich hohen Ethos der Reorien tierungs-Politik  – mögli- cherweise vorgezeichnet. Freilich erklärt das  – siehe das Fallbeispiel der von den USA unterstützten Neu grün dung der Freien Universität Berlin2737  – keineswegs die insgesamt wenig ambitionierten Be- mühungen der amerikanischen Besatzungsmacht , die Ausgangs situation nach Kriegs ende 2737 Vgl. Paulus , Amerikanisierung von Universität und Wissenschaft in Westdeutschland 1945–1976 , a. a. O., 95 ff.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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