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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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Die Burg als Monument Nicht nur der mittelalterlichen Burg, auch dem Burgenbau wurde im Lauf des 19. Jahrhunderts immer größere öffentliche Auf­ merksamkeit zuteil : Mittelalter wurde populär. Nach der Etab­ lierung der künstlichen Burgen in den ebenso künstlichen Wel­ ten der aristokratischen Landschaftsgärten wandte sich der Blick allmählich den historischen Bauten selbst zu, die nun zum Ge­ genstand groß angelegter Restaurierungs­ und Rekonstrukti­ onskampagnen wurden. Waren zuvor authentische Bestand­ teile in Gestalt von Spolien in die Gärten geschafft worden, um aus ihnen neue Burgen zu bauen, so bildeten nun die vorhande­ nen Reste vor Ort den Ausgangspunkt. Selbst im Fall vollständi­ ger Burgen­ Neubauten waren in der Regel zumindest marginale Reste früherer Bauten vorhanden, die als materielle und ideelle » Begründung « für den Neubau dienten. Aus einer privaten Lieb­ haberei wurden öffentliche, auch politisch motivierte Großun­ ternehmungen. Burgen wurden zu Monumenten eines » Volkes «, das in der Rückschau auf das Mittelalter eine verlorene, nunmehr wiederzugewinnende nationale Einheit zu finden hoffte. Dabei sind regionale, institutionelle und personelle Differenzen zu be­ rücksichtigen : Während der Burgenbau etwa im Einflussbereich des deutschen Kaisers Wilhelm II. eine starke politisch­ offizielle Komponente erhielt, blieb er auf dem Territorium der Habsburger meist privaten Initiativen vorbehalten. Eine einheitliche » Ideo­ logie « des Burgenbaus lässt sich daher kaum festmachen, viel eher schon die breite Rezeption des oben skizzierten, roman­ tisch grundierten Mittelalterbildes und des allgemeinen Idealbil­ des einer » Ritterburg « in diesen Bauten. In jedem Fall haben die Restaurierungen und Wiederaufbauten des 19. Jahrhunderts un­ ser heutiges Bild der mittelalterlichen Burg stärker geprägt, als es uns zumeist bewusst ist. Zu den aussagekräftigsten Projekten zählen Wiederaufbau und Restaurierung der Wartburg bei Eisenach, in den Worten des Bauherrn von Kreuzenstein » die romantischeste aller deutschen Burgen «.124 Die 1838 begonnene Wiederherstellung als Museum und Residenz des Großherzogs Carl Alexander von Sachsen­ Wei­ mar­ Eisenach machte die Burg zu einem der ikonischen Bauwerke des Mittelalters in Deutschland.125 Nach dem Willen des Archi­ tekten Hugo von Ritgen ( 1811 – 1889 ) sollte die Wartburg » nicht nur in das Ritterleben früherer Jahrhunderte versetzen «, son­ dern als Schauplatz des » Sängerkriegs « und Aufenthaltsort Mar­ tin Luthers ein würdiges Denkmal dieser bedeutenden Momente deutscher Geschichte sein.126 Es war wohl nicht zufällig die in » idealer « Form rekonstruierte Wartburg, die zum Bau der wohl 48 Mittelalterbilder
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Kreuzenstein
Untertitel
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Autor
Andreas Nierhaus
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
258

Inhaltsverzeichnis

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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