Seite - 205 - in Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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das Publikum mit historischen Szenen in Berührung zu bringen,
schlug List mit der Aufstellung eines Panoramagemäldes des Ma
lers Adolf Wolf, das » Die Zerstörung Carnuntums « zeigte, nicht
zufällig die Integration eines weiteren Mediums virtueller Reali
tät in die künstliche Stadt vor.630
Die frühen Themenparks sind wie Kreuzenstein zutiefst ur
bane Phänomene, entstehen als Kontrastorte zur modernen Groß
stadt, wenden sich aber an das nur von dort rekrutierbare Massen
publikum. Die » Heterotopie « Kreuzenstein ist also neben und mit
seinen Funktionen als Museum, Mausoleum und Monument auf
das Mittelalter auch ein – nicht kommerziell ausgerichteter – his
torischer Themenpark. Die Auflösung der Dichotomie von Hoch
und Popkultur, von » E « und » U « hat hier bereits bemerkenswert
früh eingesetzt.
Tableau vivant, Panorama, Historienbild
Eine weitere mediale Ebene zum Verständnis von Kreuzenstein
lässt sich mit Alois Riegl beschreiten, der die wiederaufgebau
ten Burgen seiner Zeit spöttisch als » lebende Bilder « bezeich
net hat.631 Das Lebende Bild ( Tableau vivant ) lebt von der Sen
sation, ein bekanntes zweidimensionales, also » flaches « und
〚 122 〛 Fritz Luckhardt, » Venedig in Wien «, 1895 205Tableau
vivant, Panorama, Historienbild
Kreuzenstein
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Kreuzenstein
- Untertitel
- Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
- Autor
- Andreas Nierhaus
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79557-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 258