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SCHWARZKOPIE34
Die Cracker bildeten eine Subkultur,die ähnlich dachte und agierte
wie die parallel weiterexistierende Hackerkultur.Das Motiv der Tech-
nikbegeisterung war das gleiche wie bei der Entstehung der ersten
Hackerclubs. Die Vorstellung, bestehende Hindernisse durch techni-
sche Innovationen zu überwinden, war im Handeln der Cracker ver-
ankert, obwohl beide Kulturen nicht direkt miteinander kommuni-
zierten.Die Crackerszene bildete sich zu einer Zeit des Spielebooms,
auch ohne die Hackerkultur bewußt als Vorbild genommen zu ha-
ben.Dennoch teilte sie die Auffassung der Hacker,daß es legitim sei,
eine Zugangsbeschränkung zu umgehen. Auch wenn sie nicht die
strenge Ethik der Hacker übernahm, lebte der Grundsatz der »freien
Information« bei ihr fort.
Kopiergeschützte Programme waren somit einerseits ein Hinder-
nis, der eigenen Begeisterung nachzugehen, und zugleich eine Her-
ausforderung. Die meisten Cracker wollten einfach nur zeigen, daß
sie die von den Softwarefirmen als unknackbar angekündigte Soft-
ware bezwingen konnten. Erst der dadurch entstehende Wettstreit
machte es möglich,daß sich aus der bloßen Faszination heraus eine
weltweit agierende Subkultur entwickeln konnte.Mit der Entstehung
einer globalen Softwareindustrie,die mit verschiedensten Methoden
versuchte, ihre Software vor dem Kopieren zu schützen, entstand
gleichzeitig ein unsichtbares Netzwerk. Millionen von Kopien ge-
crackter Software fanden darüber ihren Weg zum Konsumenten.
GECRACKTE SOFTWARE VERSUS ORIGINAL
Viele Cracking Groups spezialisierten sich in der Folge auf bestimmte
Softwarehersteller, die ihren Kopierschutz immer an der gleichen
Stelle oder nach ähnlichen Mustern ansetzten.Auch wenn Hersteller
Produkte in großer Zahl veröffentlichten, machten es sich die Grup-
pen zur Aufgabe, sie alle binnen kürzester Zeit, meist innerhalb we-
niger Stunden nach Veröffentlichung, zu cracken und zu verbreiten.
Als der Wettbewerb zwischen den Cracking Groups immer größer
wurde,gingen die Cracker einen Schritt weiter: Mit dem Knacken des
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290