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KOPIE68
nannten Elite,gewöhnlich mit Bemerkung wie: »Komm wieder,wenn
du einen Namen in der Szene hast« oder »Lern erst mal cracken«.Die
technischen Fertigkeiten zum Cracken einer Software waren aber
von einem durchschnittlichen Nutzer nicht zu erwarten. Auch ein
Musikalbum oder einen Film bereits vor dem eigentlichen Erschei-
nungstermin zu beschaffen,war für die Interessierten nicht möglich.
Für die meisten blieb die Mitgliedschaft in einer Release Group ein
Traum.
Wegen dieser Hermetik der Szene erschufen einige Gelegenheits-
kopierer eine Parallelszene.Sie hatte zwar mit der Release-Szene zu-
nächst keine Gemeinsamkeit, befriedigte aber zumindest das Be-
dürfnis,auch Teil eines Geheimbundes zu sein.Die Mitglieder dieser
neuen Szene wollten und konnten keine Software cracken oder aktu-
elle Kinofilme als Schwarzkopien veröffentlichen. Eigentlich galt ihr
Interesse nur der Verbreitung von bereits in Umlauf befindlichen
Kopien. So erschufen sie schließlich ihre eigene Untergrundszene.
Sie orientierte sich zwar am Vorbild der Release Groups,bildete aber
im Grunde etwas ganz Eigenes. Sie wurde zu einer geheimen Szene,
die in die andere geheime Szene nicht hineindurfte. Es entstand die
FXP-Szene.
Ihre Mitglieder sind im Durchschnitt jünger als die der Release-
Szene. Für viele von ihnen ist das Internet ein großer Abenteuer-
spielplatz,oft reizt sie allein schon die Illegalität.Zudem unterschei-
det sich die FXP-Szene durch eine ausgeprägte Sammelwut. In der
Release-Szene steht vor allem das Erstellen und Verbreiten von
Warez im Vordergrund. In der FXP-Szene hingegen laden weitaus
mehr Szenemitglieder Schwarzkopien allein zum Aufbau einer gi-
gantischen Warez-Sammlung herunter. Selbst wenn sie wollten,
wäre es ihnen nicht möglich, alle Filme, Softwareprogramme, Spiele
und Musikalben zu benutzen, die sich auf ihrer Festplatte befinden.
Die Masse der Warez,die sie besitzen,macht den Reiz aus.Die reine
Anzahl an Kopien ist dabei ein Wert, anhand dessen sie sich unter-
einander messen. Für viele wird dadurch die Jagd nach den neusten
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290