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KOPIE82
zum kostenlosen Download ins Internet. Die Nachfrage war derma-
ßen groß, daß man den Eindruck hatte, viele Internetnutzer hätten
nur auf ein Programm wie Napster gewartet.Amerikanische Studen-
ten gehörten zu den ersten, die Napster exzessiv nutzen. Diverse
Campusserver amerikanischer Universitäten brachen in der Folge
zusammen, da sie dem Austausch von MP3s über Napster nicht ge-
wachsen waren.
Das neue Wunderprogramm verbreitete sich lawinenartig.Aus tau-
send Benutzern wurden zehntausend und kurze Zeit später Millio-
nen. Ohne jede Werbung, sondern allein durch Mundpropaganda
wurde Napster die am schnellsten verbreitete legale Software in der
Geschichte des Internets.
Für viele ging mit Napster ein Traum in Erfüllung.Die Zahl der ver-
fügbaren Lieder war schier unbegrenzt.Von kaum bekannten Genres
bis zu schwer erhältlichen Raritäten, bei Napster schien jeder Hörer
fündig zu werden.Ein Mausklick genügte,um den gewünschten Song
von der Festplatte eines anderen Nutzers auf den eigenen Rechner
zu übertragen. Napster wurde zum größten virtuellen Plattenladen
der Welt und zugleich zum Alptraum der Musikindustrie. Denn we-
der Napster noch seine Nutzer zahlten auch nur einen Cent für her-
untergeladene Stücke. Auf diese Art des Wilderns war die Musik-
industrie nicht vorbereitet und reagierte deshalb schnell und heftig.
Noch im selben Jahr reichte die RIAA (Recording Industry Association
of America) Klage gegen Napster wegen Urheberrechtsverletzungen
ein.Der Vorwurf lautete,daß es sich bei einem Großteil der getausch-
ten MP3-Dateien um illegale Kopien urheberrechtlich geschützter
Musikstücke handele. Sie forderte 100.000 Dollar Schadensersatz für
jeden widerrechtlich getauschten Song.Bei mehr als 200.000 verfüg-
baren Liedern hätte sich die Forderung zu einer astronomischen
Gesamtsumme von mehr als 20 Milliarden Dollar addiert.
Die ausgiebige Medienberichterstattung ließ Napsters Popularität
noch weiter wachsen.Die Mitgliederzahlen vervielfachten sich,doch
mit ihnen stieg auch der Protest der Künstler gegen die Tauschbörse.
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290