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Kopierschutzes abzuschaffen. Dieser Umstand führte zu einem
Sturm der Entrüstung unter den Computernutzern.Viele fühlten sich
um ihr Recht auf eine Privatkopie betrogen.Und zu ihrem Entsetzen
mußten sie auch noch feststellen,daß es nie ein gesetzlich veranker-
tes Recht auf eine private Kopie gegeben hatte.»Der Verbraucher hat
sich nun an die Privatkopie gewöhnt, und mancher hält sie fälschli-
cherweise für sein ›Recht‹. (…) Es gibt kein Recht auf kostenlosen
Zugriff auf das Eigentum anderer«, erklärte Bundesjustizministerin
Zypries.14 Die Privatkopie sei 1965 nur deshalb zugelassen worden,
weil man die Urheber ohnehin nicht vor dem Kopieren hätte schüt-
zen können.15 Von Urheberrechtsexperten wird dieses Argument je-
doch angezweifelt.Vielmehr ist es naheliegend, daß die Urheber an
den Kopien mitverdienen wollten. Nur aus diesem Grund wurden
private Kopien damals nicht verboten.Schließlich wurden Gebühren
auf Datenträger und Geräte erhoben,die Kopien ermöglichten.
DOPPELT HÄLT BESSER
Um den Urhebern einen finanziellen Ausgleich zukommen zu las-
sen, wurden private Kopien in gewissem Umfang legalisiert. Es wur-
de ein System geschaffen, bei dem Gebühren auf Leermedien und
Vervielfältigungsgeräte erhoben wurden. Da es mit einem enormen
Aufwand verbunden wäre, jedem einzelnen Künstler die ihm zuste-
henden Beträge abzugelten, haben Verwertungsgesellschaften als
Stellvertreter der Urheber diese Aufgabe übernommen. Sie verteilen
die Gebühren unter den Urhebern. So werden beispielsweise beim
Kauf von Scannern, CD- und DVD-Brennern sowie bespielbaren Me-
dien Abgaben erhoben. Ohne sich dessen bewußt zu sein, zahlt der
Konsument diese Gebühren an die Verwertungsgesellschaften. Beim
Kauf eines DVD-Brenners fließen beispielsweise 9,21 Euro an die je-
weilige Verwertungsgesellschaft. Eine bespielbare DVD mit einem
Preis von knapp 50 Cent schlägt mit rund 17 Cent Leermedienabgabe
zu Buche.16 Für Drucker, Faxgeräte oder Scanner werden teilweise
mehrere hundert Euro an Abgaben fällig.
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290