Seite - 195 - in No Copy - Die Welt der digitalen Raubkopie
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In Deutschland gibt es verschiedene Verwertungsgesellschaften,
die Geld an die Urheber verteilen.Für den Bereich Musik ist die GEMA
(Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Ver-
vielfältigungsrechte) zuständig. Für jedes abgespielte Lied im Radio
oder in einer Diskothek fließen Abgaben an die GEMA. Für Sprach-
werke wie Literatur kommt die VG Wort (Verwertungsgesellschaft
Wort) zum Zuge.Beim Kauf von Fotokopierern fallen somit ebenfalls
Gebühren an.
Die Verwertungsgesellschaften erhalten das Geld zum Ausgleich
dafür, daß der Privatnutzer die gesetzliche Möglichkeit hat, Kopien
von den Werken herzustellen, und den Urhebern dadurch ein wirt-
schaftlicher Schaden entstehen könnte. Sie funktionieren wie ein
Scharnier zwischen Urheber und Konsument und finanzieren sich
hauptsächlich aus ihrem Anteil an der Geräte- und Leermedien-
abgabe.
Viele Nutzer waren verärgert,als ihnen 2003 gesagt wurde,sie hät-
ten sich besser gar nicht erst an die Privatkopie gewöhnen sollen.
Viele sahen das im Grundgesetz garantierte Recht auf Informations-
freiheit verletzt. Vor allem wurde kritisiert, daß für Geräte und Da-
tenträger Gebühren zu zahlen waren, obwohl das Kopieren vieler
Medien gar nicht mehr erlaubt war. Empört fragten sich Konsumen-
ten, weshalb für jeden MP3-Player Gebühren fällig seien, wenn man
kopiergeschützte CDs gar nicht mehr in MP3-Musikstücke umwan-
deln dürfe.
Doch aller Protest half nichts. Das Umgehen eines Kopierschutzes
ist seit der Urheberrechtsreform verboten.Auch die Herstellung,Ver-
breitung und der Verkauf von Kopierprogrammen, die dies ermög-
lichen, war ab sofort illegal. Selbst das Veröffentlichen oder Verbrei-
ten von Anleitungen zum Umgehen eines Kopierschutzes wurde
untersagt.17 Damit ist das Verschenken einer älteren Computerzeit-
schrift, die eine derartige Anleitung enthält, strenggenommen straf-
bar. Viele Hersteller spezieller Brennsoftware mußten nach der Ge-
setzesänderung ihr Geschäft aufgeben oder ins Ausland verlagern,
195IM
PARAGRAPHENDSCHUNGEL
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290