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Indessen scheint der Fall des zweiten Leaders von DoD zu einem
rechtlichen Kuriosum zu werden. 2003 klagten die US-Behörden das
Szenemitglied Hew Raymond Griffiths, Aliasname BanDiDo, an, der
die Gruppe von Australien aus geführt hatte. Dabei hatte Griffiths
noch nie einen Fuß in die USA gesetzt und ist auch kein amerikani-
scher Staatsbürger. Vielmehr ist er Brite, lebt aber seit seiner Kind-
heit in Australien. Die USA forderten dennoch die Auslieferung.
Schließlich habe er die ihm zur Last gelegten Urheberrechtsverlet-
zungen zumindest virtuell in den USA begangen. Deshalb solle er
sich dort für seine Taten verantworten. In mehreren Instanzen wehrt
er sich seitdem gegen seine Auslieferung,bislang jedoch ohne Erfolg.
Einige Jahre zuvor hatte er die Szene noch gewarnt: »Ich hoffe, daß
mehr Leute begreifen, daß wir ein gefährliches Spiel spielen. Wir
sind durch keine Dunkelheit geschützt, wir sind nicht unsichtbar,
und wenn man mit dem Feuer spielt,kann man sich tatsächlich ver-
brennen. (…) Seid vorsichtig,das hier ist kein Spiel … und Gefängnis
ist keine schöne Sache, Jungs …« Nur für sich selbst sah BanDiDo die
Gefahr nicht kommen: »Ich kann nicht gebustet werden, ich habe
keine Warez hier … Und es ist kein Verbrechen, einer Gruppe anzu-
gehören.«38
FRÜHLINGSBUST
Die deutsche Szene blieb von der Operation Buccaneer noch ver-
schont. Doch die Verfolger waren ihr bereits auf den Fersen. Bislang
hatte die GVU vor allem gegen professionelle Schwarzkopierer er-
mittelt. Sie konzentrierte sich zumeist auf Verkäufer auf Flohmärk-
ten und im Internet.Langsam aber sicher rückte jedoch auch die Re-
lease-Szene ins Visier der Fahnder. Mit der Filmindustrie im Rücken
machte sich die GVU auf die Suche nach den Movie Release Groups.
Auch die deutschen Ermittler gingen undercover. Sie fanden her-
aus, wie Filmkopien erstellt und verbreitet werden. Sie erkannten,
daß die Groups über enge Kontakte zu Kinobesitzern, Filmvorfüh-
rern,Mitarbeitern in Synchronstudios und Kurierdiensten verfügten.
215DAS
IMPERIUM UND SEINE
REBELLEN214
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290