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Kopien profitieren, da diese eventuell auch solche Computernutzer
an ein Programm heranführen, die nicht zur Käuferschicht gehören.
Viele Softwareunternehmen verkaufen ihre Software an Studenten
zu günstigeren Tarifen. Die Corel Corporation bietet ihre Software
Studenten beispielsweise bis zu einem Drittel günstiger an. Gegen
Vorlage eines Studentenausweises geben auch Unternehmen wie
Microsoft, Macromedia und viele andere erhebliche Rabatte auf ihre
Software. In amerikanischen Elite-Universitäten ist es sogar gang
und gäbe, allen Studenten freien Zugang zu kostenpflichtigen Infor-
mationsportalen zu gewährleisten.19 Es ist dort auch üblich, daß
viele Softwareunternehmen ihre Programme an Studierende spen-
den. Die Unternehmen gehen bei ihren »Donations« davon aus, daß
einige Studenten nach dem Abschluß Entscheidungsträger in größe-
ren Unternehmen werden. Über den massenhaften Kauf von Lizen-
zen entscheiden die Manager dann oft aufgrund ihrer persönlichen
Erfahrung mit der Software.
Genauso könnte es aber auch sein, daß ein Student jahrelang die
Schwarzkopie einer teuren Software nutzt,da er sich dessen Original
nicht leisten kann. Später im Berufsleben kauft er sich dann die ak-
tuelle Version,da er nun über die nötigen finanziellen Mittel verfügt.
Eine hohe Anzahl von Schwarzkopien einer bestimmten Software
kann somit durchaus den Bekanntheitsgrad erhöhen und der Markt-
durchdringung eines Programms helfen.
2001 hielt Dr.Barbara Kreis-Engelhard an der Universität München
einen Vortrag im Rahmen der Vorlesung »Internetökonomie«. Dort
berichtete sie unter anderem über die Auswirkung der Schwarz-
kopien für Microsoft. Sie sprach vom »Microsoft-Spezialeffekt« und
erklärte,daß Microsofts Monopolisierung durch die Schwarzkopierer
vorangetrieben worden sei.20 In der Informationswirtschaft werden
derartige Auswirkungen als positive Netzwerkeffekte bezeichnet.
Auch das Auktionshaus eBay stand seinen Nutzern vor einiger Zeit
noch unentgeltlich zur Verfügung. Erst im Februar 2000 wurden ge-
ringe Gebühren für das Einstellen von Artikeln erhoben.21 Nachdem
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290