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Es ist allgemein bekannt,daß Produkte nach einer gewissen Zeit des
Wachstums eine Stagnation erleben. Zurückzuführen ist dieser Ef-
fekt darauf, daß der Markt gesättigt wird. Nur durch eine erhebliche
Verbesserung des bestehenden Produkts oder eine komplette Neu-
entwicklung kann das Unternehmen in diesem Fall weiterhin erfolg-
reich bestehen.Auch die Vinylschallplatte schien nach drei Jahrzehn-
ten ihren Zenit überschritten zu haben. Daher forschten Philips und
Sony bereits seit Ende der 70er Jahre nach einem Folgeprodukt für
die Schallplatte.1979 einigten sich die beiden Unternehmen auf eine
strategische Partnerschaft zur Einführung eines digitalen Tonträgers.
Die ersten Prototypen hatten noch die Größe einer Schallplatte und
damit eine Spieldauer von über dreizehn Stunden. Eine solch lange
Spieldauer hätte allerdings das ganze Geschäftsmodell der Musik-
branche in Frage gestellt. Somit mußten sich die Unternehmen auf
einen niedrigeren Standard einigen.Philips strebte eine Spielzeit von
60 Minuten an. Sonys damaliger Vizepräsident Norio Ohga war je-
doch ein leidenschaftlicher Klassikliebhaber und der Meinung, daß
auf eine CD unbedingt seine Lieblingssymphonie, »Beethovens Neun-
te«, passen müsse. Schließlich wurde auf Betreiben von Sony der
Durchmesser einer CD auf 120 Millimeter und damit genau 74 Minu-
ten Spielzeit festgelegt.
Der neue Tonträger war dem Vinyl in jeder Hinsicht überlegen.Die
Klangqualität war bemerkenswert.Außerdem mußte die Seite nicht
mehr gewechselt werden und die CDs waren viel unanfälliger für
Staub, Kratzer und Fingerabdrücke. Die Plattenfirmen dagegen teil-
ten die Begeisterung nicht. Obwohl ihre Umsätze mit Schallplatten
zurückgingen, sahen sie das digitale Medium nicht als Chance zur
Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage. Viele Musikmanager wa-
ren der Meinung, man brauche keine neue Technologie. Musik ver-
kaufe sich über Inhalte,nicht über Technik.
Nur mit Mühe konnten Philips und Sony die Plattenfirmen von den
Vorteilen der CD überzeugen. 1982 kamen schließlich der erste CD-
Player und die erste CD auf den Markt.
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290