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Unter solchen Umständen fällt es schwer,die Werke der Unterhal-
tungsindustrie, sei es Musik oder Film, noch als Kulturgut zu be-
trachten. Sie stellen sich vielmehr als Produkte dar, die allein als
Einnahmequellen der Industrie fungieren.
Auch das Urheberrecht selbst geriet dabei in die Kritik. Es geht
mittlerweile nicht mehr darum,zu klären,wer »Recht« im Sinne des
Gesetzes hat. Es geht vielmehr um das Recht auf Meinungsfreiheit
und freie Entfaltung. Zur Diskussion stehen essentielle Werte wie
Kultur und Fortschritt.So ist es kaum verwunderlich,daß sich immer
mehr Gegner des bestehenden Rechts zu Wort melden.
Studien renommierter Universitäten belegen, daß Schwarzkopie-
rer nicht für die Umsatzeinbrüche der Industrie verantwortlich ge-
macht werden können. Den Rechteinhabern stehen bekannte Wis-
senschaftler wie Lawrence Lessig gegenüber, der eine ganze Kultur-
entwicklung in Gefahr sieht: »Gerade jetzt,wo die Technologie vielen
Menschen erst ermöglicht, am Verändern und Remixen kultureller
Werke teilzunehmen, wird dem ein Riegel vorgeschoben. Und das
soll nicht empörend sein?«
Sicherlich ist ein funktionierendes Urheberrecht von enormer Be-
deutung für die Gesellschaft. Doch wie kann das Urheberrecht noch
förderlich sein,wenn es nicht mehr im Sinne der Gesellschaft wirkt,
sondern unter dem Einfluß der Industrie steht? Die Konsumenten
werden keinen Grund sehen, sich an die Gesetze zu halten, solange
ihnen das Copyright wie ein Spielball einiger mächtiger Rechtein-
haber vorkommt. So schaden die Anstrengungen der Industrie nicht
nur der Kultur, sondern nutzen nicht einmal ihr selbst. Trotz des
scharfen Vorgehens gegen Schwarzkopierer steigen die Umsätze
nicht wie erwartet.
Nur langsam kommt Bewegung in die festgefahrene Diskussion. In
Europa werden in vielen Ländern heftige Debatten um privates Ko-
pieren und Urheberrechte geführt. In Frankreich soll Filesharing mit-
tels einer Pauschalabgabe komplett legalisiert werden. In Schweden
wurde sogar die »Piratenpartei« gegründet,die sich gegen die Krimi-
NO ©OPY
No Copy
Die Welt der digitalen Raubkopie
- Titel
- No Copy
- Untertitel
- Die Welt der digitalen Raubkopie
- Autoren
- Jan Krömer
- Evrim Sen
- Verlag
- Tropen Verlag
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 2007
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 3-932170-82-2
- Abmessungen
- 13.9 x 19.0 cm
- Seiten
- 314
- Schlagwörter
- Raubkopie, Werk, Digitalisierung, Vervielfältigung, Privatgebrauch
- Kategorien
- Medien
- Recht und Politik
Inhaltsverzeichnis
- 1. DIE GESCHICHTE DER SCHWARZKOPIE
- 2. KOPIE DER KOPIE DER KOPIE
- 3. ALL YOU CAN EAT
- 4. DIE KUNST DES CRACKENS
- 5. CRACKERETHIK
- 6. RAUB, KOPIE, PHILOSOPHIE
- 7. IM PARAGRAPHENDSCHUNGEL
- 8. DAS IMPERIUM UND SEINE REBELLEN
- 9. AUFRUHR IM SYSTEM
- NACHWORT 256
- INTERVIEWS
- GLOSSAR 279
- ANMERKUNGEN 290