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Geschichte Wiens#

Durch die günstige Lage Wiens unterhalb des Donaudurchbruchs am östlichen Abhang des Wienerwalds, durchzogen von zahlreichen Bach- und Flussläufen, entstanden ab der Jungsteinzeit Siedlungen und Niederlassungen im Wiener Raum (Hornsteinbergwerk auf der Antonshöhe im Maurer Wald, im 23. Bezirk). Keltische Funde auf dem Leopoldsberg (keltisches Oppidum), in Leopoldau (22. Bezirk) sowie im 3. und 11. Bezirk belegen die Besiedlung etwa um die Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. Aus der keltischen La-Tène-Zeit stammt der Name des Wienflusses ("Vedunia" = Waldbach), aus dem sich der Name "Wien" entwickelte.


Die Innere Stadt Wiens und ihre Entwicklung
Die Innere Stadt und ihre Entwicklung
© Verlag Ed. Hölzel, Wien, für AEIOU

Ab dem frühen 1. Jahrhundert n. Chr. machten die Römer das in günstiger Lage an der Bernsteinstraße gelegene Carnuntum zum Zentralort ihrer Provinz Pannonien und legten in Wien zur Flankendeckung Carnuntums gegen Westen ein Lager an: zunächst an der Limesstraße (Rennweg), 81-96 n. Chr. unter Kaiser Domitian (bereits auf dem Boden des 1. Bezirks) ein Reiterlager. Unter Kaiser Trajan (98-117) entstand das ummauerte Legionslager mit dem von den Kelten übernommenen Namen "Vindobona" in der heutigen Inneren Stadt, dessen Mauern zum Teil bis in das 12. Jahrhundert in Verwendung standen und noch in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts erwähnt wurden. Unter Mark Aurel erzwang das Vorrücken der Markomannen 167 n. Chr. eine Verstärkung des Limes, wodurch Vindobona an Bedeutung gewann; spätestens 212 wurde die im Bereich des 3. Bezirks gelegene Zivilsiedlung zum Municipium (Stadtrecht) erhoben. Vindobona gewann durch die Bedrohung des Römischen Reichs von Norden her als Militärstützpunkt und Flottenhafen im 4. Jahrhundert an Bedeutung und wurde um 400 schwer beschädigt. Bis zum Auftreten der Hunnen blieb die Stadt in römischer Hand, ab der Mitte des 5. Jahrhunderts wurde ein Großteil der römischen Siedler von Vindobona abgezogen, Teile der von Römern und keltischen Gruppen gebildeten Grundbevölkerung blieben aber übFer die Völkerwanderung hinaus erhalten. Für das 5.-8. Jahrhundert lässt sich der Bestand einer Restsiedlung in der nordöstlichen Ecke des Römerlagers um den Berghof (zwischen Hohem Markt und St. Ruprecht) nachweisen. Im 7. Jahrhundert waren Slawen und Awaren im Wiener Raum. Der antike Name wurde zuletzt um 550 erwähnt (in verstümmelter Form als "Vindomina"), 881 wurde die Siedlung als "Wenia" bezeichnet.

Spätestens in karolingischer Zeit (9. Jahrhundert) dehnte sich die Siedlung auf den Bereich um St. Peter aus. 881 sind erstmals die Ungarn als Bedrohung für Wien erwähnt, die Niederlage des bairischen Grafen Liutpold bei Preßburg (907) brachte die Siedlung bis gegen Ende des 10. Jahrhunderts unter ungarische Herrschaft. Noch im 11. Jahrhundert beeinflusste die ungarische Bedrohung die Siedlungsentwicklung, doch lässt sich bereits ein Ausbau im Bereich zwischen Bäckerstraße und Sonnenfelsgasse in der Mitte des 11. Jahrhunderts erkennen.

Unter Markgraf Leopold III. erwarben die ab 976 in Österreich herrschenden Babenberger Wien, das 1137 erstmals als "civitas" bezeichnet wurde. Heinrich II. Jasomirgott, zunächst Herzog von Bayern und Markgraf, dann (ab 1156) Herzog von Österreich, verlegte um 1150 seine Residenz nach Wien (Errichtung der Pfalz Am Hof, Gründung des Schottenklosters) und leitete die endgültige Stadtwerdung ein. Ab dem Ende des 12. Jahrhunderts wurde die Stadt fast bis zur heutigen Ringstraße erweitert und die Stadtmauer errichtet. Herzog Leopold VI. (1198-1230), dessen Ära als goldenes Zeitalter für die Stadt gilt (unter anderem zahlreiche Klostergründungen), stattete Wien 1221 mit dem Stadt- und dem Stapelrecht aus: Fremde Kaufleute mussten ihre Waren in Wien niederlegen, um einen Zwischenhandel zu ermöglichen. Der Wiener Handel erlebte einen Aufschwung, ab 1200 wurden auch Verbindungen nach Venedig aufgenommen.

Im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Friedrich II. und Herzog Friedrich II. dem Streitbaren wurde Wien 1237 Reichsstadt, verlor diesen Rang aber wenig später wieder. Nach dem Aussterben der Babenberger (1246) geriet Wien unter die Herrschaft Ottokars II. von Böhmen (1251-76), unter dem es trotz einiger großer Brände einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung erlebte. Ottokar, der in seinen letzten Jahren noch mit der Errichtung der Hofburg begann, wurde von der Stadt in seinem Kampf gegen Rudolf von Habsburg unterstützt. Im Friedensschluss vom November 1276 fiel Wien an König Rudolf, ab 1282 an seine Söhne. Nach jahrelanger Opposition gegen die neuen Landesfürsten und Stadtherren verlor Wien nach einem Aufstand (1288) wichtige Privilegien. Die Lage beruhigte sich erst mit der Verleihung des Stadtrechts von 1296, in dem die städtische Autonomie zugunsten des Landesherrn zurückgedrängt wurde. Im 14. Jahrhundert wurde das Stadtbild gotisiert (unter anderem gotischer Neubau des Stephansdoms), die Stadt erlebte eine Blütezeit, unterbrochen von der Pest 1349.
1365 gründete Rudolf IV. die Universität Wien, die im frühen 15. Jahrhundert zu einer hervorragenden Pflegestätte der Naturwissenschaften und in der Folge, vor allem ab 1500, des Humanismus wurde (Konrad Celtis, E. S. Piccolomini). 1469 wurde Wien, das bis dahin zum Bistum Passau gehört hatte, Bischofssitz. Um 1500 lebten etwa 20.000-25.000 Menschen in der Stadt.


Als Residenz der deutschen Könige und Römischen Kaiser (ab 1438, ständig ab dem frühen 17. Jahrhundert) war Wien zum Teil Sitz der Reichsbehörden und Sitz der Zentralbehörden des zur Großmacht anwachsenden Habsburgerreichs. 1485-90 stand Wien unter der Herrschaft des Ungarnkönigs Matthias Corvinus. Bis in das frühe 16. Jahrhundert kam es im Zusammenhang mit Parteinahmen für verschiedene Prätendenten des Herrscherhauses sowie durch das Ringen um ständische Freiheiten immer wieder zu Spannungen und Unruhen in der Stadt, wobei mehrfach Bürgermeister (K. Vorlauf 1408, W. Holzer 1463, M. Siebenbürger 1522) hingerichtet wurden. Den Sieg des Landesfürsten markierte 1526 die Stadtordnung Ferdinands I., die zu einer starken Einschränkung der Selbstverwaltung und zum Verlust zahlreicher Privilegien führte.

1529 kam es zur 1. Türkenbelagerung. In der Reformationszeit wurde die Mehrzahl der Wiener protestantisch. 1551 wurden die Jesuiten nach Wien berufen, und unter Rudolf II. (1576-1612) setzte die Gegenreformation systematisch ein. 1679 forderte die Pest viele Opfer. Die Vorstädte wurden 1704 zum Schutz gegen die Einfälle ungarischer Streifscharen (Kuruzzen) mit dem Linienwall umgeben. Nach der 2. Türkenbelagerung 1683 setzte ein glanzvoller Aufstieg Wiens ein, vor allem unter Karl VI. und Maria Theresia. Prunkvolle Barockbauten (Barock) entstanden (Belvedere, Karlskirche, Schönbrunn und andere) und formten wesentlich das Bild der Stadt; Wien wurde Kaiserstadt von europäischer Geltung.


In der Zeit der Aufklärung (Joseph II.) erreichte die Musik in Wien einen Höhepunkt (Wiener Klassik, Christoph W. Gluck, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart), und auch dem Theater kam zunehmende Bedeutung zu (Gründung des alten Burgtheaters). Schulwesen und Medizin (Gerard van Swieten) entwickelten sich, Luxusgewerbe (Porzellanmanufaktur 1718, ab 1744 im Augarten) ließen sich hier nieder, und ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Anfänge der Industrialisierung spürbar. Die Zentralisierung der Verwaltung schuf eine große Beamtenschaft. Wien zählte 1754 (1. Volkszählung) mit den Vorstädten innerhalb des Linienwalls 175.400 Einwohner. 1783 brachte die Reorganisation des Magistrats eine starke Einschränkung der städtischen Selbstverwaltung. Nach der zweimaligen Besetzung durch Napoleonische Truppen (1805 und 1809) wurde Wien 1814/15 der glanzvolle Schauplatz des Wiener Kongresses.

Die 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte eine Erstarkung des Bürgertums, das zum Träger der Kultur des Biedermeier wurde und sich in der Revolution 1848 gegen das System Metternich erhob. Die Revolution 1848 brachte für Wien als bleibendes Ergebnis die kommunale Selbstverwaltung (1850). 1857/58 begann der Abbruch der inneren Festungswerke. An ihrer Stelle und auf dem Boden des Glacis wurde die Ringstraße mit ihren Prachtbauten angelegt. Gleichzeitig wurden die bisherigen Vorstädte Wien einverleibt. Wien entwickelte sich zur Weltstadt (Weltausstellung 1873). Das Burgtheater wurde zur führenden deutschsprachigen Bühne, die Hofoper (Staatsoper) zum ersten Musiktheater Europas.

Die Industrialisierung brachte aber auch großes soziales Elend mit sich (Arbeiterbewegung). 1869-75 wurde die Donau vom Kahlenberg bis Fischamend reguliert, 1890/92 erfolgte die 2. Vergrößerung der Stadt durch Eingliederung der Vororte (Bezirke 11-19), wodurch Wien 1,365.000 Einwohner erreichte. 1900 wurde aus Teilen des 2. Bezirks der 20. gebildet, 1904/05 der 21., mit dem Wien über die Donau ins Marchfeld griff und ein neues Industriegebiet gewann.
1895 errang die kleinbürgerliche Christlichsoziale Partei die Mehrheit im Gemeinderat. Unter dem von ihr gestellten populären Bürgermeister Karl Lueger wurden Gas- und Elektrizitätswerke sowie Straßenbahn und Bestattungswesen kommunalisiert, die Stadtbahn, die 2. Wiener Hochquellenleitung und ein Altersheim gebaut.


Nach dem 1. Weltkrieg wurde Wien die Hauptstadt der Republik Österreich. Es musste sich von der Residenzstadt eines aus 12 Nationalitäten bestehenden Reichs mit 50 Millionen Einwohnern auf die Verhältnisse eines kleinen Landes umstellen. Ein Verfassungsgesetz vom 29. 12. 1921 erklärte Wien zum eigenen Bundesland. Im Gemeinderat hatte die Sozialdemokratische Partei die absolute Mehrheit. Ihre Hauptaufgabe sah sie in sozialen und kulturellen Reformen. 1923-34 war Karl Seitz Bürgermeister und Landeshauptmann. Neben ihm wirkten vor allem der Finanzstadtrat Hugo Breitner und der Stadtrat für Sozialwesen, Julius Tandler, wegweisend. Das Wiener Schulwesen unter Otto Glöckel führte pädagogische Reformen durch. Moderne Gemeindebauten gaben dem Stadtbild eine neue Note. Kindergärten und Bäder, Ambulatorien, das Stadion, das Krematorium und neue Grünanlagen wurden geschaffen.

Groß-Wien
Groß-Wien
© Verlag Ed. Hölzel, Wien, für AEIOU

Mit den Februarkämpfen 1934, der Auflösung der Sozialdemokratischen Partei und der Ausrufung des Ständestaats hörte Wien auf, ein Bundesland zu sein; es wurde "bundesunmittelbare Hauptstadt". Durch den Bau der Höhenstraße wurde der Wienerwald dem Autoverkehr erschlossen.

Unter der nationalsozialistischen Herrschaft kamen 97 niederösterreichische Gemeinden zum "Reichsgau Groß-Wien" (1215 km2, 26 Bezirke, 1,93 Millionen Einwohner). Im Zweiten Weltkrieg wurden bei 52 Luftangriffen 8769 Menschen, in den 10 Tagen des Kampfes um Wien (April 1945) 2266 Menschen getötet; 21% der Häuser (21.317) wurden ganz oder teilweise zerstört, ebenso die größten Verkehrs- und Industrieanlagen und viele Kulturstätten.

1945-55 war Wien von Truppen der Alliierten besetzt (Zweite Republik). In diesen Jahren wurde unter dem sozialistischen Bürgermeister Theodor Körner der Wiederaufbau der Gemeinde in einer Koalitionsverwaltung durchgeführt. 1954 wurden 80 Gemeinden (800 km2, 150.000 Einwohner) wieder an Niederösterreich abgetreten; der Lainzer Tiergarten und einige Randgemeinden blieben bei Wien. Die Kriegsschäden wurden beseitigt, erhalten blieben nur die 6 riesigen Flaktürme, die nicht abgetragen werden konnten.

Der Wiederaufbau wurde unter Bürgermeister Franz Jonas (1951-65) abgeschlossen. In den 1950er Jahren stand die Stadterweiterung durch den Bau von neuen Wohnsiedlungen und -anlagen im Vordergrund, ab Mitte der 1960er Jahre wurde die Stadterneuerung stärker gefördert. Ab diesem Zeitraum erfolgte auch eine stärkere Verflechtung mit dem niederösterreichischen Umland und dem Nordburgenland (Verkehrsverbund Ostregion), wobei Wien das kulturelle, wirtschafts- und sozialpolitische Zentrum bildet.

In politischer Hinsicht war die Entwicklung von großer Stabilität gekennzeichnet. Die SPÖ hatte bis 1996 die absolute Mehrheit im Gemeinderat (Höchststand 1973 mit 66 Mandaten); die ÖVP stellte mehrere Jahrzehnte einen Vizebürgermeister, hatte dann 1973-96 keinen Anteil an der Stadtregierung und stellt seither wieder einen Vizebürgermeister und einen Stadtrat. Die KPÖ schied 1969 aus dem Gemeinderat aus; die Freiheitlichen sind seit 1959, die Grünen seit 1991 im Gemeinderat vertreten.

Bald nach 1955 trat Wien als internationaler Konferenzort hervor (1961 Treffen von J. F. Kennedy und N. Chruschtschow, SAL-Gespräche), wurde Sitz von internationalen Organisationen und verstand sich als Brückenort zum Osten.


Ab zirka 1960 konzentrierten sich die Aktivitäten vor allem auf den Ausbau des Verkehrswesens (U-Bahn) und den der medizinischen Versorgung der Bevölkerung (Allgemeines Krankenhaus). Die Stellung Wiens im internationalen Rahmen hat vor allem durch die Errichtung der UNO-City (1979) einen großen Aufschwung genommen. Die Rahmenbedingungen für die Stadtentwicklung in der Gegenwart sind besonders durch den Fall des Eisernen Vorhangs 1989 und den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 1995 maßgeblich geprägt.


Quellen#

  • Österreich-Lexikon, 3 Bände, HG. Ernst Bruckmüller, Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, 2004