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durch die Mitglieder von Beiräten, wirkt zusätzlich einer Verbreiterung des Dia-
logs entgegen. Die Frage „Wer kann mitsprechen?“ Wird nicht über gleiche Zu-
gangsberechtigungen zur Arena entschieden, sondern mit dem ExpertInnensta-
tus, rhetorischem und strategischem Geschick und kulturell-kognitiven Voraus-
setzungen (Erfahrungswissen) gepaart – zusätzlich zur strukturell und regulativ
legitimierten Position als durch die politischen VertreterInnen ernannte bzw.
ausgewählte Instanz. Die Integration Schweigender in Diskussionsprozesse (et-
wa jener, die nicht über die rhetorischen und sprachlichen Voraussetzungen ver-
fügen, die sich in keiner das Engagement legitimierenden Entscheidungsposition
befinden) ist somit, so sie überhaupt versucht wird, ein herrschaftlich-
paternalistischer Akt, der letztendlich kaum gelingt. Denn zum Sprechen aufge-
fordert werden ist etwas anderes, als selbst das Wort zu ergreifen.
7.7 NORMATIVE KRITERIEN FÜR
CULTURAL GOVERNANCE
Die Grenzen zwischen den Sozialen Welten der PolitikerInnen, der Verwaltung
und der Kulturbetriebe sind nicht gleichermaßen durchlässig oder rigide, sondern
werden zwischen den Sozialen Welten wechselseitig konstruiert – mit unter-
schiedlichen Ausgangsbedingungen. Die Grenzzonen können zu Konfliktgebie-
ten werden,
• wenn die Erwartungen auf Ebene der Verfahrensqualität etwa hinsichtlich dia-
logischer Kommunikation zwischen PolitikerInnen und VertreterInnen des
Kulturbereichs nicht erfüllt werden. Dies hat auch Auswirkungen auf die
wahrgenommene Qualität der Inhalte bzw. Ergebnisse.
• wenn die Politik nicht zuhört oder nicht antwortet (keine Reaktionsbereit-
schaft, Schweigen als Machtinstrument)
• wenn die Intervention in und die Steuerung von partizipativen Gremien und
Formaten durch die Politik (bzw. auch die Verwaltung), etwa mit dem Argu-
ment der Effizienz, als zu stark wahrgenommen wird
• wenn die von der Politik vorgetragenen Argumente nicht fundiert sind (z.B.
sich die Effizienz einer politisch intendierten Einsparung nicht messbar fest-
stellen lässt) oder nicht wahrhaftig sind (Scheinargumente, Blenden), Verlust
an Glaubwürdigkeit der Inhalte und der AkteurInnen
• wenn Forderungen oder Empfehlungen von der Politik so umgedeutet werden,
dass ihre Intention verloren geht (Vereinnahmung von Argumenten und Posi-
tionen)
Cultural Governance in Österreich
Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Title
- Cultural Governance in Österreich
- Subtitle
- Eine interpretative Policy-Analyse zu kulturpolitischen Entscheidungsprozessen in Linz und Graz
- Author
- Anke Simone Schad
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4621-8
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 322
- Keywords
- Political Science and International Studies, Kulturpolitik, Linz, Graz, Europäische Kulturhauptstadt, Demokratie, Cultural Governance, Österreich, Kultur, Kommunalpolitik, Politikwissenschaft, Politik
- Category
- Recht und Politik
Table of contents
- Abstract 7
- Gliederung des Buches 9
- 1 Prolog zu Cultural Governance: Doing Politics – Making Democracy? 11
- 2 Kultur, Öffentlichkeit und Politik: eine Annäherung 31
- 3 Theoretische Situierung von Cultural Governance 43
- 4 Lokale Situierung der Analyse in Österreich 87
- 5 Methodologische Situierung der Cultural-Governance-Analyse 109
- 5.1 Interpretative Policy-Analyse 109
- 5.2 Fokus auf die Situation 112
- 5.3 Positionierung, Perspektiven und Grenzen des Grounded Theorizing 126
- 5.4 Materialauswahl – der Unterschied zwischen der Fallanalyse und der Situationsanalyse 130
- 5.5 Situations-Mapping: AkteurInnen, Aktanten, weitere Elemente und ihre Wechselbeziehung 140
- 6 Ergebnisse der konkreten Situationsanalyse zur Verhandlung um Kulturförderung 155
- 7 Ergebnisse der Analyse Sozialer Welten in der Arena der Cultural Governance 219
- 7.1 Die Soziale Welt der städtischen Gemeinde 219
- 7.2 Die Soziale Welt der gewählten MandatarInnen (PolitikerInnen) 226
- 7.3 Die Soziale Welt der Kulturbetriebe in der Stadt 231
- 7.4 Die Soziale Welt der MitarbeiterInnen der städtischen Kulturverwaltung 242
- 7.5 Die Soziale Welt der Beiräte 254
- 7.6 Zusammenfassende Analyse der Sozialen Welten in der Arena der Cultural Governance 268
- 7.7 Normative Kriterien für Cultural Governance 271
- 8 Abschließendes Fazit 277
- 9 Anhang 283
- Literatur 293