Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Page - 18 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 18 - in Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien

Image of the Page - 18 -

Image of the Page - 18 - in Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien

Text of the Page - 18 -

18 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0 1. Zensur und Förderung Nach dem „Anschluss“ wurde am 11.6.1938 die Reichskulturkammergesetzgebung im Lande Österreich7 eingeführt, damit war die innerösterreichische Auseinandersetzung um den herrschenden Kanon vom Tisch gewischt, die Spaltung war vollzogen. Da der größte Teil der Belletristik österreichischer Autoren in Deutschland verlegt und vertrieben wurde und die österreichischen Verleger auf den deutschen Buchmarkt in hohem Grade angewiesen waren, waren die Maßnahmen Deutschlands für sie von entscheidender Bedeutung, verursachten existentielle Probleme und lösten einen damit verbundenen Anpassungsdruck aus. Wesentlich ist die Unterscheidung, ob dort eine Einzelschrift indiziert wurde  – dies bedeutete für die Autoren beider Länder kein generelles Publikationsverbot und behinderte nicht ihre Integration in den Literaturbe- trieb: So wurden z. B. Texte von Werner Bergengruen, Arnolt Bronnen, Rudolf Brunngraber, Wer- ner Jansen, Alexander Lernet-Holenia, Frank Thiess, Anton Zischka, ja selbst vom Landesleiter der Reichsschrifttumskammer (RSK)-Wien Karl Hans Strobl verboten, dies hemmte jedoch nicht ihren Erfolg während des Nationalsozialismus. Wurde dagegen das Gesamtwerk indiziert, so inkludierte dies die Aussperrung vom literarischen Markt und damit die Bedrohung der existentiellen Grundlage. Die österreichischen Nationalsozialisten konnten den Vorgaben aus dem Nachbarland nicht nach- stehen: Unmittelbar nach Hitlers Machtantritt und den Bücherverbrennungen in Deutschland wird  – initiiert vom österreichischen Kampfbund für deutsche Kultur (KdK)  – die zunächst v. a. ökonomisch folgenreiche radikale Spaltung des literarischen Lebens Österreichs betrieben. Die erste und einzige „schwarze“ Proskriptionsliste8 verfasste der Wiener Bibliothekar Karl Wache Die Säuberung des deut- schen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Wache33), eine  – was Österreich betrifft  – ausdifferenzierte Weiterführung der deutschen LHerrmann33 und der Schwarzen Liste33, die v. a. auf jene Personen verweist, die von den Bücherverbrennungen „äußerst stiefmütterlich behandelt“ worden seien. Im selben Jahr ist man auch hinsichtlich der Präsentation des neuen Kanons der „weißen Listen“ hoch aktiv: Bereits 1932 hatte der Bücherbrief32 eine erste Empfehlungsliste vor- gelegt, einen Monat vor Wache33 erschien  – ebenfalls in den Mitteilungen des österreichischen KdK  – die Wegtafel33, Wache steuerte noch vor dem NSDAP-Verbot sein Standardwerk zum NS Deutscher Geist in Oesterreich bei. Das repräsentativste Sammelwerk Dichterbuch gab Max Morold, ebenfalls Mit- glied des KdK und höchst wahrscheinlich Bekannter von Josef Cerny, heraus, etwa gleichzeitig erschien im Berliner VB die Liste Hohlbaum33  – sie alle signalisieren v. a. dem deutschen Markt den nationalso- zialistischen Kanon und bedrohten den Absatz der nicht genehmen Autoren Österreichs. Stärker als in Deutschland waren der österreichische KdK und sein Nachfolger, die Kulturgemein- schaft, zumindest bis 1935 die treibenden Kräfte bei der Spaltung des literarischen Systems: Letztere steuerte im Vorfeld der Erstellung der deutschen Verbotslisten (LSUS35) eine Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (Liste Graz35) bei, welche über den von Hans Steinacher geleite- ten Berliner VDA an Redaktionen deutscher Kulturzeitschriften gesandt worden war, und  – ein Spe- zifikum  – auch die Namen von Aktivisten des autoritären „Ständestaats“ sowie deren Sympathisanten enthält. Die Rosenberg’schen Kulturorganisationen waren sowohl bei den „schwarzen“ als auch bei 7 RGBl.I  1938, 624  – Handbuch-RSK42, 20. 8 Vor Okt. 1939 erstellte der Schrifttumsreferent im RPA Wien, Dr.  Karl Schasching, eigenmächtig eine eigene Verbotsliste, die im Widerspruch zur Linie des RMVP bzw. der RSK stand und die er noch dazu öffentlich an die Wiener Buchhändler versandte (Bericht des RSK Haushaltsref. Ritter v. 6.10.1939. BAB/ BAK R56V/57, 222). Die Liste konnte nicht eingesehen werden.
back to the  book Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien"
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
Title
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Subtitle
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Author
Uwe Baur
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21235-5
Size
17.3 x 24.4 cm
Pages
478
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Das Gesamtwerk 9
  2. Vorbemerkung zu diesem Band 13
  3. 1. Zensur und Förderung 15
    1. Einleitung 15
    2. Österreichische Listen 1933–1938 17
    3. Einleitung 17
    4. Der Bücherbrief (1932) 24
    5. Die Wegtafel (Mai 1933) 25
    6. Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
    7. Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
    8. Dichterbuch (1933) 27
    9. Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
    10. Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
    11. Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
    12. Geist und Macht (1938) 33
    13. Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
    14. Deutsche Listen 1933–1945 35
  4. a. Verbotslisten 35
    1. Einleitung 35
    2. Prinzipielles zur Säuberung der öffentlichen Büchereien (1933) 38
    3. Schwarze Liste (1933) 39
    4. Listen des schädlichen und unerwünschten Schrifttums (1935–42) 42
    5. Liste der für Jugendliche und Büchereien ungeeigneten Druckschriften 49
  5. b. Zentrale Empfehlungslisten 50
    1. Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
    2. Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
    3. Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
    4. Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
    5. Gottbegnadeten-Liste 65
  6. c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
  7. 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
    1. Einleitung 68
    2. Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
    3. Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
    4. Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
    5. Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
  8. 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
  9. 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
    1. Die hundert ersten, die zweiten, dritten, vierhundert, die fünften, sechsten, siebenhundert Bücher für nationalsozialistische Büchereien 1934–1944 79
    2. Schrifttums-Verzeichnis der Frontbuchhandlungen (DAF 1939) 81
    3. Das Buch, ein Schwert des Geistes (RMVP 1940–1943) 82
  10. 4. Sonstige 84
    1. Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
    2. Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
    3. Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
    4. Entnazifizierung 87
    5. Österreich 87
    6. Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
    7. Deutschland 90
    8. Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
  11. 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
    1. Einleitung 95
    2. Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
    3. Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
    4. Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
    5. Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
    6. Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
    7. Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
  12. 3. Anthologien 1933–1945 271
    1. Einleitung 271
    2. Die Anthologie im Nationalsozialismus 271
    3. Österreich und die Anthologie zwischen 1933 und 1945 277
    4. Zur Bestandsaufnahme 284
    5. Chronologie ausgewerteter Anthologien 1933–1945 287
    6. Anthologien A–Z 301
    7. AutorInnen des Gesamtwerks 409
    8. Abkürzungen und Quellen 447
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945