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© 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien
https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
1. Zensur und Förderung
Legion)15 und deren SA Hilfswerk Nord-West organisierten, aber durch die Ausschaltung der SA (Juni/
Juli 1934) in die Defensive gedrängt sahen. Zum anderen wurden Nicht-SA-Angehörige auf Partei-
Ebene im NSDAP Hilfswerk für Flüchtlinge und Hinterbliebene16 unterstützt, sie fanden speziell im
Hilfsbund der Deutsch-Österreicher e. V. (Berlin) einen kulturellen Sammelpunkt. Der um die Zeit des
Juliputsches 1934 gegründete Verein war in vielen Ortsgruppen hochaktiv, der aus Österreich stam-
mende Geschäftsführer der RSK Richard Suchenwirth trachtete danach, ihn der RSK zu unterstellen.
So wie dieser erreichten auch andere Flüchtlinge hohe Positionen, auch im RMVP und der RKK.
Vor dem Verbot der NSDAP gingen Österreicher aus unterschiedlichen Motiven nach Deutschland:
Der Wiener Josef Cerny war bereits 1920 nach München gezogen und einer der wichtigsten
Gefolgsleute Hitlers in der Frühzeit im Presse- und Musikbereich. Ab 1922 war er Redakteur in
Alfred Rosenbergs Völkischem Beobachter und bis 1932 Leiter der Fachgruppe Schrifttum in dessen
Kampfbund für deutsche Kultur.
Der Germanist Heinz Kindermann war schon 1927 nach Danzig berufen worden, er wechselte
nach der „Machtergreifung“ 1936 nach Münster. Seit der Gründung der RSK eng mit ihr zusam-
menarbeitend wurde er der Großanthologist in Deutschland. Noch vor ihrer Installierung gab er
den programmatischen Sammelband Des deutschen Dichters Sendung in der Gegenwart heraus, Hans
Hinkel, damals noch Landesleiter des KdK in Preußen und ab 1935 Geschäftsführer der RKK, steu-
erte das Vorwort bei. Für die Vermittlung des neuen Kanons österreichischer Literatur hatten seine
repräsentativen Anthologien Rufe über Grenzen – noch vor dem „Anschluss“ erschienen – und ein
Jahr später Heimkehr ins Reich große Bedeutung.
Der Grazer Bernhard Payr war schon in Deutschland aufgewachsen, ab 1934 im Zentrallektorat
des Amtes Rosenberg tätig übernahm er bis 1943 die Leitung der größten, aber politisch schwachen
Bücher-Begutachtungsinstitution des „Dritten Reiches“, des Amtes Schrifttumspflege (Amt Rosenberg),
es hatte damals 50 Hauptlektoren und 1400 ehrenamtliche Lektoren (Stand 1941), darunter auch
Franz Koch. Danach 1943/44 leitete er das Hauptamt Schrifttum im Amt Rosenberg.
Der Kärntner Hans Steinacher trat 1930 als Leiter der Zentralstelle für deutsche Auslandsbüchereien in
den Dienst des Außenministeriums in Berlin. Seit 1931 im Vorstand des Volksbunds für das Deutschtum
im Ausland (VDA) avancierte er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zum Reichsführer
(ab 1934 Bundesleiter) des VDA, den er auf das Führerprinzip umstellte. In dieser Funktion bestimmte
Steinacher die „Volkstumsarbeit“ in der Anfangsphase des „Dritten Reiches“. Sein Wirkungskreis er-
streckte sich auch auf Österreich, wo er v. a. über den Deutschen Schulverein Südmark (SVS) und den
Kärntner Heimatbund (KHB) direkten Einfluss auf die NSDAP nahm. Steinacher war einer der wich-
tigsten Drahtzieher und Finanziers der illegalen österreichischen NSDAP, als Verbindungsmänner setzte
er im VDA angestellte gebürtige Österreicher ein. Er musste im Herbst 1937 demissionieren.
Ebenfalls 1930 wurde Anton Bossi Fedrigotti als Vertreter deutschnationaler Südtirolverbände
(Andreas-Hofer-Bund, Südtiroler Volksschutz) nach Berlin entsandt, im Jahr 1931 avancierte er –
15 Siehe: Anton Bossi Fedrigotti – Ottokar Ernst Alois Drumbl – Otto Gallian – Bodo Kaltenboeck – Toni
Kazda
– Sepp Keller
– Leonhard Wilhelm Neußer
– Richard Suchenwirth.
16 Siehe: Sepp Dobiasch
– Ottokar Ernst Alois Drumbl
– Franz Hatlauf
– Josef Hieß
– Sepp Keller
– Hans Gustl
Kernmayr
– Leo Leixner
– Rudolf Franz Lengauer
– Gertrude Maria Lippitsch
– Herbert Parson
– Erich Karl
Pecher
– Walter Friedrich Pochlatko
– Erwin Herbert Rainalter
– Karl Scharizer
– Richard Suchenwirth
– Karl
Wache
– Karl Dankwart Zwerger.
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Title
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Subtitle
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Author
- Uwe Baur
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Size
- 17.3 x 24.4 cm
- Pages
- 478
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271