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https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945
b. Einsetzung kommissarischer Leiter der kulturellen Institutionen „im Einvernehmen mit
dem Unterrichtsministerium“, konkret mit Anton Haasbauer, der von Josef Bürckel
für alle kulturellen Fragen der Ostmark beauftragt worden war und das Unterrichtsmi-
nisterium liquidierte: Burgtheater (Mirko Jelusich),101 Theater in der Josefstadt (Robert
Valberg), Ring österreichischer Bühnenkünstler (Robert Valberg), Österreichische National-
bibliothek (Paul Heigl), RAVAG (Franz Pesendorfer), Wiener Staatsoper (Erwin Kerber),
Wiener Philharmoniker (Wilhelm Jerger), Wiener Symphoniker, Gesellschaft der Musik-
freunde, Österreichische Kunststelle (Rudolf Anton Haybach, bestätigt durch Haasbauer),
Künstlerhaus, Akademie der bildenden Künste (Ferdinand Andri, Wilhelm Dachauer, Ale-
xander Popp), Sezession, bei verschiedenen Verlagen, wie Österreichischer Bundesverlag
(Karl Alexander Wilke), Paul Zsolnay (Hannes Dietl), Bermann-Fischer (Alfred Böhme)
und Herbert Reichner (Alfred Böhme).102
c. Erst danach schritt das Landeskulturamt zur weniger erfolgreichen Besetzung ande-
rer Vereine mit kommissarischen Leitern: Bund der deutschen Schriftsteller Österreichs
(BDSÖ, Max Stebich), Deutscher Schriftsteller- und Journalisten-Verband Österreichs (Max
Stebich).
Josef Bürckel stellte dieser Machtergreifung der NSDAP-Österreich bereits am 18.3. den
Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände (Stiko) entgegen und setzte am
28.3. den früheren Mitbewerber Stuppäcks Anton Haasbauer zum Generalbevollmächtig-
ten für alle kulturellen Vereine, Verbände und Organisationen der Ostmark ein. Trotz dieser
formal stärkeren Position war Haasbauer auf sich allein gestellt, er verfügte ja nicht über
eine in der Illegalität eingespielte Infrastruktur wie Stuppäck. Dennoch machte er einerseits
einige Maßnahmen des Landeskulturamtes rückgängig, speziell bei den finanziell zentralen
Verwertungsgesellschaften, der Staatlich genehmigten Gesellschaft der Autoren, Komponisten
und Musikverleger (AKM) und der Staatlich genehmigten literarischen Verwertungsgesellschaft
(LVG), manches Mal bestätigte er zuvor eingesetzte Kommissare. Andererseits unterwarf
der Stiko in Zusammenarbeit mit Haasbauer und Stebich alle literarischen Organisationen
seiner Entscheidungsbefugnis.
Für die Gleichschaltung des literarischen Lebens spielte die Verbundenheit von Stup-
päck mit dem ehemaligen Geschäftsführer des BDSÖ Max Stebich die entscheidende Rolle.
Stebich war synchron kommissarischer Leiter des BDSÖ (bestätigt durch Haasbauer), er
sollte auf dem Gebiet der Schriftstellerorganisationen die Einführung der RSK-Gesetze in
Österreich vorbereiten und wurde von Goebbels zum Geschäftsführer der provisorisch er-
richteten österreichischen Geschäftsstelle der RSK ernannt.
101 Sachslehner85, 57
ff.
102 Schreiner80, 154
– Hall85, I, 358
f., 393–422
– Renner86, 266
– Amann96, 185.
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Title
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Subtitle
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Author
- Uwe Baur
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Size
- 17.3 x 24.4 cm
- Pages
- 478
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271