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2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945
17.9.1938) und kurz danach von Stuppäck zum kommissar. Geschäftsführer der RSK-Landesleitung
Österreich ernannt (offiziell 5.7.1938). Stebich agierte vom Sitz der Zwangsgilde der Wiener Buch-,
Kunst- und Musikalienhändler in der Grünangergasse 4 (bis zur Bestellung Zartmanns betreute er
offensichtlich auch die Gruppe Buchhandel). Dadurch bekam der BDSÖ in Österreich als „getarnte
nationalsozialistische Organisation“ (BAK R56V/57, 112)
– analog zum RDS in Deutschland
– die
Rolle der unmittelbaren Vorgängerorganisation der RSK.
Am 29.9.1938 stellte der Stiko den Antrag auf Auflösung, die am 10.12.1938 erfolgte, das gering-
fügige Vermögen ging an die RSK (nur für die Ostmark zu verwenden).
Der Verein
– er hatte vorsorglich analog zur RSK-Berlin keinen Arier-Paragrafen in seinen Statuten
(vgl. Sachslehner85, 52
f.; „Die Stunde“ über den BDSÖ in BDC H.
H. Ortner; Renner86, 255)
–
rekrutierte seine Mitglieder über Einladung und auf Empfehlung, Stebich an Perkonig: „Wir haben
nicht vor, einen möglichst großen Mitgliederstand durch Aufnahme von künstlerisch geringwertigen
Schriftstellern zu erreichen […] Die Namen, die Sie uns nennen, sind auch für uns die klangvollen.“
(18.2.1937, KLA, Nachl. Perkonig). Die entscheidende Rolle bei der Selektion der Mitglieder spielte
ein in den Statuten nicht definierter „erweiterter Ausschuss“, der z. T. identisch mit dem Vorstand
war (Renner86, 255; dieses Modell übernahm Stebich später für die Wiener Hamerling-Gesellschaft).
Einige angesprochene Autoren, u. a. Rudolf Henz, lehnten die Mitgliedschaft im BDSÖ ab (BDC
Henz). Etwa ein Drittel des Vorstands war Autor des Zsolnay-Verlags (Hall94, 478), mehr als die
Hälfte gehörte angeblich dem Deutschen Klub an (BDC M. Jelusich), auffallend ist, dass Hermann
Leber und Anton Haasbauer
– der Konkurrent Stuppäcks
– nicht unter den Mitgliedern aufscheinen.
Mitgliederlisten: BDC (H.H. Ortner, Stand v. 15.9.1937)
– Neues Wiener Tagblatt 5.4.1938
Aktivitäten:
a. Bis zum „Anschluss“ zeigte der BDSÖ öffentlich nur geringe Aktivitäten, intern intensivierte er
die Kontakte der Mitglieder durch Kameradschaftsabende, erstrebte – auch über die „Integrati-
onsfigur“ Max Mell
– die Beendigung diverser Gruppenkämpfe unter den katholisch-nationalen
und „betont nationalen“ Schriftstellern (Renner86, 200 ff.; vgl. Brief v. F. Schreyvogl an H. H.
Ortner in BDC Ortner) und nahm v. a. in Tantiemen- und Verlagsfragen Vermittlerfunktionen zu
dem wichtigen Absatzmarkt Deutschland wahr.
b. Unmittelbar nach dem „Anschluss“ war er offenbar als einziger der Schriftstellervereine ausge-
nommen von der Maulkorb-Anordnung Josef Bürckels v. 16.3. (Stiko): Er rief öffentlich auf, bei
der Volksabstimmung v. 10.4.1938 mit „Ja!“ zu stimmen (Feierliches Bekenntnis der deutschen
Dichter Österreichs. In: Börsenblatt 8.4.1938, Nr.
88
– Bekenntnis des Bundes deutscher Schrift-
steller zum Führer. In: Neues Wiener Tagblatt 3.4.1938, Nr.
92, S.
12)
c. Dem Dichter Wladimir von Hartlieb zu seinem 50. Geburtstagsfeste, 19.2.1937. Gedicht. Hg.
von Erika Spann-Rheinsch. Wien: BDSÖ 1937.
Hg. der Anthologie Bekenntnisbuch österreichischer Dichter. Wien: Krystall-Verlag 1938 – Hg. der
Anthologie Gesänge der Ostmark. Ein Dichtergruß. Leipzig: Reclam 1938.
Lit.: Der christl. Ständestaat 10.1.1937, 25 (kritisch)
– Nachrichtenbl. des Stiko Nr.
19 v. 12.11.1838,
400
– Claus
P. Böhner: Kulturpolitik im Ständestaat. Die Organisation, Funktion und Intention des
„Bundes der deutschen Schriftsteller Österreichs“ (BDSÖ) vor und nach dem Anschluß. 1992 (Mik-
rofiche).
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Title
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Subtitle
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Author
- Uwe Baur
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Size
- 17.3 x 24.4 cm
- Pages
- 478
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271