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https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0
Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z
jede Konkurrenz mit dem Deutschen Volksbildungswerk in Wien (29.2.1940) vermieden werden.
Nichtuntersagungsbescheid 29.4.1941 (RStH Wien Ia VB-846/41).
Am 4.3.1940 fand die Gründungsfeier im Festsaal des Industriehauses mit RSK-Altpräsident Hans
Friedrich Blunck (ohne Haegert und Johst) statt. Kurz darauf ersuchte Strobl Metzner, die Mund-
artdichter im Rahmen der Hamerling-Gesellschaft in einer zu gründenden Wiener Anzengruber-Gesell-
schaft zu vereinigen (17.6.1940). Die 1.
Mitgliederversammlung am 14.4.1941 beschloss die Statuten
der Wiener Hamerling-Gesellschaft (gezeichnet von Strobl und dem Schriftführer Stebich) und erhielt
am 29.4.1941 den Nichtuntersagungsbescheid der RStH Wien (Ia VB-846/41, die Ernennung von
Strobl zum Vereinsführer und die Aufnahme des Vereins in die RSK, Gruppe Literar. Vereine und
Vortragsveranstalter erfolgte am 16.2.1942. Der Verein wurde dadurch Mitglied des Reichswerks „Buch
und Volk“). Trotz der Zurücksetzungen war Stebich von seinem Büro Wiener kulturelle Vereinigungen
aus der initiative Organisator der Gesellschaft, das „Aufblühen und die gegenwärtige Stellung der
Wiener Kulturvereinigung und der Wiener Hamerling-Gesellschaft sind durchaus sein Verdienst“,
schrieb Strobl am 7.11.1944 an die RSK (BDC RKK 2701). Am 21.3.1949 zeigte Stebich als letzter
stv. Führer der BPD Wien an, dass sich der Verein im März 1945 freiwillig aufgelöst habe, gelöscht
wurde er am 25.4.1949.
Der Verein hatte eine hierarchische Struktur: Über den 308 Mitgliedern (März 1940) wurde unter
dem Vereinsführer bzw. seinem Schriftführer ein nicht gewählter Beirat installiert (analog zum seiner-
zeitigen Bund der deutschen Schriftsteller Österreichs), der u. a. die Funktion einer Prüfungskommission
innehatte: Den zumeist kaum bekannten Mitgliedern (verpflichtet zum Besuch der Veranstaltungen,
häufig noch nicht in die RSK aufgenommen – z. B. Doris Mühringer) wurden die Möglichkeiten
der Lesung und der Publikation in einem Vereinsalmanach (der nie erschien) in Aussicht gestellt,
die Entscheidung darüber, wer zum Zuge kam, sollte die Prüfungskommission treffen, was aber
geheim gehalten wurde. Dem Beirat gehörten an: Maria St. F. Kregczy (Pseud. Maria Branowitzer-
Rodler), Franz Karl Ginzkey, Carl Julius Haidvogel, Berta Ida Eleonore Mühlbauer (Pseud. Ebba
Maran), Karl Pschorn, Elisabeth Ringler-Kellner, Franz Schlögel, Fritz Stüber, Friedrich Winkelmüller
(Schwager von M. Stebich), Friedrich Winterholler.
Zweck: Das „Verständnis für Robert Hamerlings Leben und Schaffen zu fördern und darüber hinaus
die Dichter, Schriftsteller und Freunde Hamerlings, die bereit sind, die Gesellschaft in ideeller Hin-
sicht zu unterstützen, zusammenzuschließen, bekannte oder wenig beachtete Schriftsteller vor die
Öffentlichkeit zu bringen und den kulturpolitischen Aufgaben des Staates zu dienen“ (Satzungen § 1).
Aktivitäten: Die Gesellschaft war bis zumindest April 1944 der bestsubventionierte und aktivste
literarische Vortragsveranstalter Wiens. Stebich hoffte, mit der Gründung des Vereins jenen Miss-
stand zu beheben, der durch die Auflösung aller Schriftstellervereine entstanden war (s. Der Kreis;
Einladungen in der Wienbibl. C 108.019). Das Jahresbudget von RM 10.000 erlaubte es zeitweise,
wöchentlich im Barocksaal der Wirtschaftskammer oder im Festsaal des Industriehauses Lesungen
abzuhalten, die z. T. thematisch orientiert waren (z. B. „Balladen der Ostmark“ oder „Ostmärkische
Frauendichtung“ April/Mai 1940)
– nur bei diesen kamen die „Mitglieder“ auch zum Zug. Entgegen
der Versicherung, Dichter aus dem „Altreich“ würden nur ausnahmsweise eingeladen, bildeten diese
doch ein erhebliches Kontingent. Er war der einzige Verein, der regelmäßig auch die Schriftsteller
der abgetrennten Gaue zu Wort kommen ließ und damit die Position Wiens vor 1938 aufleben ließ.
Lesungen, zumeist von Autoren persönlich:
1941: Bruno Brehm, Georg Britting, Egon Cäsar Conte Corti alle Catene, F. K. Ginzkey, Hermann
Graedener, Mirko Jelusich, Hans Kloepfer, Max Mell, Walter v. Molo, Franz Nabl, Ernst Scheibelreiter,
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
- Title
- Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
- Subtitle
- Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
- Author
- Uwe Baur
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21235-5
- Size
- 17.3 x 24.4 cm
- Pages
- 478
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Das Gesamtwerk 9
- Vorbemerkung zu diesem Band 13
- 1. Zensur und Förderung 15
- Einleitung 15
- Österreichische Listen 1933–1938 17
- Einleitung 17
- Der Bücherbrief (1932) 24
- Die Wegtafel (Mai 1933) 25
- Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
- Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
- Dichterbuch (1933) 27
- Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
- Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
- Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
- Geist und Macht (1938) 33
- Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
- Deutsche Listen 1933–1945 35
- a. Verbotslisten 35
- b. Zentrale Empfehlungslisten 50
- Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
- Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
- Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
- Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
- Gottbegnadeten-Liste 65
- c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
- 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
- Einleitung 68
- Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
- Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
- Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
- Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
- 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
- 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
- 4. Sonstige 84
- Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
- Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
- Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
- Entnazifizierung 87
- Österreich 87
- Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
- Deutschland 90
- Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
- 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
- Einleitung 95
- Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
- Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
- Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
- Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
- Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
- Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
- 3. Anthologien 1933–1945 271