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Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 - Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
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273 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1/6 a, A-1080 Wien https://doi.org/10.7767/9783205212355 | CC BY 4.0 Einleitung wurde offiziell das Funktionsspektrum der Anthologie in Form einer „Monozentrierung des kulturellen Sinns“127 auf ein ideologisch festgelegtes Propagandainstrument eingeschränkt, wesentlich rigider als das Einzelwerk, da sie eine repräsentative, halboffizielle Funktion zu erfüllen hatte. Der NSLB-Funktionär und Herausgeber mehrerer Sammelbände, Karl Sei- bold, erklärte im Vorwort zu seinen Erzählern der Zeit, eine Sammlung sei mehr „als ein Buch, nämlich ein gemeinsamer Wille, der gemeinschaftlich in Erscheinung tritt“.128 Der „gemeinsame Wille“ war jener der Partei und ihrer ihr nahestehenden Organisationen sowie der exekutierenden Ministerien.129 Zum einen traten sie und ihre Funktionäre als Her- ausgeber oder Auftraggeber der Anthologien hervor (v. a. RMVP, Gauleitung bzw. RStH, RKK, DAF, NSLB, RJF, SA, OKW und die regionalen Reichs- und Gaupropagandaämter), zum anderen übten sie über verschiedenste Förderungsmaßnahmen  – insbesondere durch Subventionen und Empfehlungen, in einem Fall durch die Verleihung des staatswichtigen Nationalen Buchpreises130  – maßgeblichen Einfluss aus. In den redaktionellen Begleittex- ten (Einleitungen, Nachworte, Grußworte, Mottos, Widmungen) werden diese instituti- onellen Vernetzungen und der Status als „Auftragsarbeit“131 meist sichtbar. Für Abdrucke in privilegierten Sammlungen parteiamtlicher und staatlicher Art oder für gemeinnützige oder wissenschaftliche Zwecke wurde zudem empfohlen, im Verlagsvertrag die Honorar- freiheit zu vereinbaren. In einer seitens der Parteiamtlichen Prüfungskommission (PPK)132 autorisierten Miszelle133 des Rundfunkredakteurs E. Kurt Fischer wird festgehalten, dass die Anthologie der Gegenwart „ihre Maßstäbe überhaupt nicht mehr der reinen Ästhe- tik entnehmen“ soll, sondern dass „Wert und Bedeutung auch eines Kunstwerks nach sei- ner inneren Haltung und Zielsetzung, etwa nach seinem kämpferischen Gehalt oder nach dem in ihm verkörperten Lebenswillen“ zu bemessen sei. Der Anthologist habe Politiker zu sein, „ein Mensch nämlich, der seine Auswahl aus Dichtwerken von gestern und heute nicht nach seinem persönlichen Geschmack, sondern nach den Forderungen der Stunde zu gestalten hat, nach Forderungen, die Ausdruck des völkischen Lebenswillens sind“: Im Falle der Neuauflage einer Anthologie, die „vor dem Umbruch“, vor der „Umwertung aller Werte“ erschienen war, sei es „mit der Ausmerzung von acht oder zehn jüdischen Lyrikern“ nicht getan. Das Neue der Kriterien für die Beurteilung von Literatur war, dass wie im autoritären „Ständestaat“ Österreichs nicht die intellektuelle oder künstlerische sondern 127 Aleida und Jan Assmann (Hg.): Kanon und Zensur. München 1987, 15. 128 Erzähler der Zeit. Hg. Karl Seibold. München 1939. 129 Vgl. dazu Strothmann85, 408–412. 130 Für die anonymen Gedichte der „Anschluss“-Anthologie Das Lied der Getreuen, damit die prominenteste Anthologie des „Dritten Reiches“. Der Preis wurde zwischen 1934 und 1939 sonst nur an Autoren vergeben (Strallhofer94, 27–30 und Dambacher96, 130–132). 131 Strothmann85, 408. 132 NSB 1940, H.12, Nr. 131  – Von dem Organ der Parteiamtlichen Prüfungskommission wurden 31 hier aufgenommene Anthologien empfohlen und damit in den Parnass des Parteischrifttums aufgenommen. Grundsätzlich wurden sie daher nach 1945 in Österreich verboten (→LGB46). 133 In DNL 41.1940, 221–222.
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Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945 Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Band 5 der Reihe Literatur in Österreich 1938–1945
Title
Literarisches System in Österreich 1933/1938–1945
Subtitle
Zensur und Förderung – Literarische Vereine – Anthologien
Author
Uwe Baur
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21235-5
Size
17.3 x 24.4 cm
Pages
478
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Das Gesamtwerk 9
  2. Vorbemerkung zu diesem Band 13
  3. 1. Zensur und Förderung 15
    1. Einleitung 15
    2. Österreichische Listen 1933–1938 17
    3. Einleitung 17
    4. Der Bücherbrief (1932) 24
    5. Die Wegtafel (Mai 1933) 25
    6. Die deutsche Dichtung Österreichs (9.6.1933) 25
    7. Die Säuberung des deutschen Buchwesens vom jüdischen Geiste im Deutschen Reiche und wir Österreicher (Juni 1933) 26
    8. Dichterbuch (1933) 27
    9. Indizierungslisten Österreichs 1933–1938 28
    10. Liste der zu fördernden bzw. der abzulehnenden Schriftsteller (1935) 30
    11. Gegenwartsdichtung in Österreich (1935) 32
    12. Geist und Macht (1938) 33
    13. Österreich. Ein Bücherverzeichnis (1938) 34
    14. Deutsche Listen 1933–1945 35
  4. a. Verbotslisten 35
    1. Einleitung 35
    2. Prinzipielles zur Säuberung der öffentlichen Büchereien (1933) 38
    3. Schwarze Liste (1933) 39
    4. Listen des schädlichen und unerwünschten Schrifttums (1935–42) 42
    5. Liste der für Jugendliche und Büchereien ungeeigneten Druckschriften 49
  5. b. Zentrale Empfehlungslisten 50
    1. Schriftsteller-Verzeichnis der Reichsschrifttumskammer (1942) 50
    2. Nationalsozialistische Bibliographie der Parteiamtlichen Prüfungskommission (1936–1943) 54
    3. Jahres-Gutachten-Anzeiger des Amtes Rosenberg (1936–1944) 56
    4. Kataloge zur „Woche des deutschen Buches“ des RMVP (1936–1942) 62
    5. Gottbegnadeten-Liste 65
  6. c. Spartenbezogene Empfehlungslisten 68
  7. 1. Jugendschriften-Verzeichnisse 68
    1. Einleitung 68
    2. Das Jugendbuch im Dritten Reich (1933) 69
    3. Das Buch der Jugend (1934–1942) 70
    4. Das Buch der deutschen Jugend (1939/40) –
    5. Das deutsche Jugendbuch (1940/41) 74
  8. 2. Vorschlagslisten für Dichterlesungen 76
  9. 3. Empfehlungslisten für Leihbüchereien und Buchhandlungen 79
    1. Die hundert ersten, die zweiten, dritten, vierhundert, die fünften, sechsten, siebenhundert Bücher für nationalsozialistische Büchereien 1934–1944 79
    2. Schrifttums-Verzeichnis der Frontbuchhandlungen (DAF 1939) 81
    3. Das Buch, ein Schwert des Geistes (RMVP 1940–1943) 82
  10. 4. Sonstige 84
    1. Das deutsche Bauernschrifttum in der deutschen Dichtung (Amt Rosenberg 1933) 84
    2. Einladungsliste für kulturelle Veranstaltungen und Empfänge (RPA Wien, Juni 1940) 85
    3. Geburtstagsbücher für den Führer (Amt Rosenberg 1943) 85
    4. Entnazifizierung 87
    5. Österreich 87
    6. Liste der gesperrten Autoren und Bücher (1946)/Nachträge 87
    7. Deutschland 90
    8. Liste der auszusondernden Literatur/Nachträge (1946–1953) 90
  11. 2. Vereine im literarischen Feld Österreichs 1933–1945 95
    1. Einleitung 95
    2. Literarische Gruppenbildungen nach dem liberalen Vereinsgesetz bis 1938 96
    3. Literarische Vereine im totalitären „Ständestaat“ 99
    4. Landeskulturamt der NSDAP-Landesleitung Österreich (1933–11.7.1938) 100
    5. Vereine im Nationalsozialismus ab März 1938 105
    6. Chronologie der literarischen Gesellschaften und Autorengruppen in Österreich zwischen 1933 und 1945 113
    7. Literarische Gesellschaften und Autorengruppen A–Z 119
  12. 3. Anthologien 1933–1945 271
    1. Einleitung 271
    2. Die Anthologie im Nationalsozialismus 271
    3. Österreich und die Anthologie zwischen 1933 und 1945 277
    4. Zur Bestandsaufnahme 284
    5. Chronologie ausgewerteter Anthologien 1933–1945 287
    6. Anthologien A–Z 301
    7. AutorInnen des Gesamtwerks 409
    8. Abkürzungen und Quellen 447
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