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Barocke Möbel und sakraler Raum |
65Prunkappartements,
Zeremo iell und Liturgie
wie szenische Darstellungen mit Begebenheiten aus der Heiligen Schrift präsentie-
ren. Geschnitzte Bilder vervollständigen überdies die Bänke in der Wiener Franzis-
kanerkirche, auf großen Tondi sind dort Ordensheilige zu erkennen. Ferner wären
die Laien gestühle in der Wiener Peterskirche und der Melker Stiftskirche zu erwäh-
nen, die Cherubim und Palmzweige sowie Reliefs mit der Tiara und den gekreuzten
Schlüsseln Petri bereichern. Die Möbel in den genannten Sakralbauten sind auf die
späten 1720er- und 30er-Jahren zu datieren. Und schließlich zählt zu dieser Art von
Möbeln die Bankgarnitur der Benediktinerkirche in Vomp-Fiecht (Abb. 340, 341)
von 1771/73. Die Schnitzarbeiten an den Wangen geben marianische Symbole, Sze-
nen aus dem Leben der Heiligen Familie, ferner Heilige sowie Papstinsignien und
Sakralgerätschaften wieder. In profanen Räumen ergäben Inventarstücke mit solchen
inhaltlichen Aussagen selbstverständlich keinen Sinn.
Türen
Bei der Erwähnung des Dürnsteiner Chorgestühls wurde bereits der mehrzonige ver-
tikale Aufbau beschrieben, der Gestühl und Mauerwerk charakterisiert. Die gleiche
Aufteilung zeichnet zwei von Pfeilern flankierte schlanke Wandachsen im Altarbe-
reich der Stiftskirche aus. In vier Register gegliedert, bestehen die senkrechten Bänder
aus je einer Tür, einem Relief, einer Balustrade und einem Fenster. Die Höhe der ver-
schiedenen Ebenen entspricht jener des Gestühls und der Einteilung des Mauerwerks
darüber, zudem hatte Probst Übelbacher seinen Tischler Hippolyt Nallenburg ange-
wiesen, für das Gestühl und die Portale die gleichen Werkmaterialien zu verwenden.134
Daher stimmt der an den Arbeiten vorherrschende Farbklang überein, den das relativ
helle, nur leicht gemaserte Nussholz, das dunklere Pappelmaserholz und die vergol-
deten Schnitzarbeiten bestimmen. Außerdem achtete Nallenburg auf eine identische
Ausformung besonderer Details. So gleichen sich die Umrissformen der gebauchten
Füllungen, die von geschnitzten Blüten und schmalen Rundprofilen gesäumt werden.
Das Aussehen der Türen im Altarbereich wiederholte Nallenburg bei der Fertigung
der Portale für die Seitenkapellen. Dem Propst war es augenscheinlich ein Anliegen,
die Tischlerarbeiten zu vereinheitlichen und durch entsprechende gestalterische Mit-
tel in die Architektur einzubinden. Auch in Dürnstein offenbart sich das Bestreben,
die raumaustattenden Künste einer übergeordneten Leitidee unterzuordnen.
134 Kain/Penz, Inszenierung (2010), 145, 157–158 und Abb.
116 ; Penz, Kalendernotizen (2013), 261–262.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Volume II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Title
- Sakralmöbel aus Österreich
- Subtitle
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Volume
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Author
- Michael Bohr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 628
- Keywords
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587