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| Zusammenfassung und
Ausblick556
und Auszier als so schlicht, dass ausführliche Vorgespräche, Entwürfe, detailgenaue
Risse, geschweige denn aufwendige Modelle überflüssig waren. Den Handwerkern
werden in solchen Fällen Anweisungen von Prälaten und Weltpriestern genügt haben,
um die Aufträge zu deren Zufriedenheit auszuführen. Konstruktive Erfordernisse, die
das Arbeiten mit dem Werkmaterial Holz mit sich brachten, sowie Sehgewohnheiten
und Traditionen bestimmten dann das Aussehen des Mobiliars.
Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken
Möbel konnten ein Gemeinschaftsprodukt von Meistern aus unterschiedlichen Gewer-
ken sein oder das Erzeugnis eines einzelnen versierten Handwerkers, falls er Aufträge
für den hohen Adel und den Klerus erledigte, den Titel eines Hofhandwerkers führte
oder einen Freibrief erworben hatte. Diese Handwerker waren in Österreich nicht an
die Regeln der Zunftordnungen gebunden6, womit sie offiziell berechtigt waren, Arbei-
ten auszuführen, die in den Tätigkeitsbereich unterschiedlicher Berufsgruppen fielen.
Meist ist die Auftragsabwicklung beim Bau der Möbel in Archivalien nur schwer und
unvollständig nachzuvollziehen, doch wurden in Verbindung mit der Studie auch Mö-
belensembles untersucht, die erwiesenermaßen in Zusammenarbeit mehrerer Berufs-
gruppen entstanden. Häufig scheint dann in Archivalien die Kooperation von Tischlern
und Bildschnitzern auf, gelegentlich auch die von Tischlern und Schmieden, Vergol-
dern oder Fassmalern. Die Chorgestühle in den Stiften Klosterneuburg, Dürnstein und
Heiligenkreuz sowie in der Grazer Domkirche (Abb. 157) und in der Stadtpfarrkirche
zu Bregenz (Farbtaf. 32 ; Abb. 380–384) liefern hierfür gute Beispiele. Allerdings ken-
nen wir auch etliche Tischler, die als Bildhauer arbeiteten, und von einigen Bildhauern
wissen wir, dass sie als Nebenberuf den des Tischlers ausübten. Vergleichbares gilt für
Polsterer und Sattler.7 Und wer überzog die Möbel mit einem Firnis oder lackierte sie ?
Die für die Studie herangezogenen Quellen dokumentieren, dass es nicht ausschließlich
Fassmaler waren, denen nach den Zunftregeln solche Arbeiten zustanden, sondern dass
dieser letzte Arbeitsschritt beim Bau von Möbeln durchaus auch von Tischlern selbst
übernommen werden konnte. Die Sakristeimöbel in Melk bieten hierfür ein ebenso
probates Exempel wie das Laiengestühl der Priesterseminarkirche in Linz. Folgerichtig
kommen wir wegen des komplexen Beziehungsgeflechtes zwischen den verschiedenen
Berufsgruppen nicht umhin, entsprechenden Fragestellungen für jedes Kunstwerk mit-
hilfe von Schriftquellen aufs Neue nachzugehen.
6 Haupt, ebd., bes. 13–59.
7 Sangl, Hofschreinerhandwerk (1990), 53.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Volume II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Title
- Sakralmöbel aus Österreich
- Subtitle
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Volume
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Author
- Michael Bohr
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 628
- Keywords
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587