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2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung
Bergrecht in den überwiegenden Fällen eine Geldabgabe war.48 Nach dem
Hausmanstetter Urbar beliefen sich die (Soll-)Einkünfte aus den grundherr-
schaftlichen Weingärten , zu denen neben den genannten Abgabenarten auch
noch einige kleinere, nur vereinzelt vorkommende Abgaben zu rechnen sind,
auf 1812 hl Wein und 135 fl. Davon machte allein das Bergrecht der Weingär-
ten südlich der Donau rund 1750 hl Wein aus.49 Nicht berücksichtigt sind
hier der Weinzehent 50 und der Eigenweinbau des Stiftes. Neben dem Wiener
Bürgerspital besaß das Stift Klosterneuburg den größten Weinbaubetrieb
Niederösterreichs: Im Jahr 1561 wurden 64 ha selbst bewirtschaftet, bis
1667 stieg die Fläche auf 135 ha.51 Dementsprechend bedeutend waren auch
die Einnahmen aus dem Weinhandel , die allerdings großen Schwankungen
unterworfen waren. Zwischen 1514 und 1540 verkaufte das Stift durch-
schnittlich 2190 hl Wein , die verkauften Weinmengen pendelten zwischen
1099 hl und 4114 hl. Die daraus erzielten Einnahmen beliefen sich durch-
schnittlich auf 4643 fl, die Bandbreite lag zwischen 2.521 fl und 7702 fl.52
2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft
Das 16. Jahrhundert war in fast allen Klöstern eine Zeit der fundamentalen
Krise. Der Verfall der Klosterdisziplin reichte vielfach schon in vorreforma-
torische Zeit zurück, die Ausbreitung des reformatorischen Gedankenguts
verstärkte aber den Niedergang und führte zu einem starken Schrumpfen
der Konvente.53 Die Krise des Ordenslebens ging Hand in Hand mit einem
wirtschaftlichen Einbruch bei den Stiftsherrschaften . Nach einem im Jahr
1563 angelegten Verzeichnis über den Zustand der Klöster umfasste der
Klosterneuburger Konvent nur mehr sieben Chorherren, dazu kamen sieben
Konkubinen , drei »Eheweiber« und 14 Kinder.54 Das jährliche Nominalein-
kommen des Stiftes belief sich damals auf 18.096 fl, zum Vergleich wird ein
48 Zu den Leiheformen Sulovsky, Weingartenbesitz 25–33, 34–46. Vgl. Feigl, Grundherrschaft
33 f., 53, 55 f., 112, 116 f., 120 f.; Haushofer, Weinbau 543 f.
49 Sulovsky, Weingartenbesitz 54–67.
50 Im Urbar werden zwar einige Weinzehenteinnahmen angeführt (Sulovsky, Weingartenbesitz
40, 60), diese sind allerdings so verschwindend gering, dass man davon ausgehen muss,
dass der Zehent in der Regel nicht eingetragen wurde. In der theresianischen Fassion Mitte
des 18. Jahrhunderts machten die Einnahmen aus dem Weinzehent rund das 2,7fache des
Bergrechts (Natural- und Geldeinnahmen) aus. Knittler, Einkommensstruktur Stifte 272.
51 Landsteiner, Weinbau 194 f.
52 Eigene Berechnung aus den Daten von Sulovsky, Weingartenbesitz 129. Vgl. dies., Weinhandel
44 f. Allgemein zum niederösterreichischen Weinhandel Landsteiner, Weinbau 79–130.
53 Leeb, Streit 198–201; Koller-Neumann, Statistik 331.
54 Koller-Neumann, Statistik 336. Röhrig, Reformation und Gegenreformation 121 bringt die
Zahlen für 1561: 13 Konventualen, 6 Konkubinen oder Weiber, 8 Kinder.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Title
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Subtitle
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Editor
- Josef Löffler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 876
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848