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2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung
Klosterneuburg , über jene nördlich der Donau das landesfürstliche Landge-
richt Korneuburg . Die im und um den Wienerwald ansässigen Untertanen
unterlagen größtenteils dem landesfürstlichen Landgericht des Waldamts
(Purkersdorf) , der Rest teilte sich aufgrund der starken Zersplitterung der
niederösterreichischen Landgerichtsbezirke auf viele weitere Landgerichte
auf.68
2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer
Der Propst und die Propstwahlen
Der Propst des Stiftes Klosterneuburg wurde vom Konvent auf Lebenszeit
gewählt, er rangierte als Mitglied der niederösterreichischen Landstände in
der Prälatenkurie nach dem Abt von Melk an zweiter Stelle.69 Im Spätmit-
telalter fand die Wahl eines neuen Vorstehers unmittelbar nach dem Ableben
des Vorgängers statt, es traten dabei weder bischöfliche noch landesfürst-
liche Kommissäre in Erscheinung. Der Neugewählte musste unmittelbar
nach der Wahl in Passau die bischöfliche Konfirmation einholen, wofür
ein erheblicher Betrag als Konfirmationstaxe zu entrichten war, der sich
beispielsweise beim Amtsantritt Georg Hausmanstetters im Jahr 1509 auf
200 Pfund Pfennig und einen Dreiling Wein belief.70
Das Vordringen der Reformation in den Konventen und der ökonomische
Niedergang der Klöster veranlassten den Landesfürsten ab der Mitte des
16. Jahrhunderts dazu, verstärkt in das freie Wahlrecht der Klosterkon-
vente einzugreifen. In Klosterneuburg geschah dies wohl erstmals bei der
Wahl Petrus Hübners im Jahr 1558.71 Hübner war nichtsdestotrotz aus
Sicht des Landesfürsten eine Fehlbesetzung, er sympathisierte selbst mit
protestantischen Lehren und hatte eine Neigung zur Trunksucht und zu
Gewalttätigkeiten. Nachdem er seine Konkubine , mit der er auch Kinder
hatte, geheiratet hatte, wurde er im Jahr 1563 wegen Verletzung seiner
Pflichten und Missachtung der Ordensgelübde abgesetzt.72
Sein Nachfolger Propst Leopold Hintermayr (1563–1577) wurde nicht
durch den Konvent , sondern im Wege einer Kompromisswahl durch fünf
68 Klebel u. a., Erläuterungen 12–21. Vgl. zur Gerichtbarkeit in Niederösterreich Feigl, Recht
34–48; Feigl, Grundherrschaft 143–178.
69 Ludwig, Ruef 98, insbes. Fn. 1.
70 Zeibig (Hg.), Urkundenbuch 1 XXIIIf.; Ludwig, Georg II. Hausmanstetter 218 f.
71 Röhrig, Protestantismus und Gegenreformation 116 f. Allgemein zu den Prälatenwahlen in
Niederösterreich Winner, Prälaten 112 f.
72 Röhrig, Protestantismus und Gegenreformation 118–124.
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INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Title
- INSTRUKTIONEN UND ORDNUNGEN DER STIFTSHERRSCHAFT KLOSTERNEUBURG
- Subtitle
- Quellen zur Verwaltung sowie zur Land- und Forstwirtschaft einer geistlichen Grundherrschaft in der Frühen Neuzeit
- Editor
- Josef Löffler
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21304-8
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 876
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Verzeichnis der Editionseinheiten 9
- Geleitwort 21
- Vorwort 23
- EINFÜHRUNG 25
- 1. Einleitung und Forschungsstand 25
- 2. Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg und ihre Verwaltung 30
- 2.1 Die Besitzungen des Klosters 30
- 2.2 Die Einkünfte der Stiftsherrschaft 35
- 2.3 Die Stiftsleitung: Propst, Dechant und Oberkellerer 39
- 2.4 Allgemeine Tendenzen in der Stiftsverwaltung im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Konfessionalisierung 45
- 2.5 Die Amtsträger und der Verwaltungsaufbau vom frühen 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 52
- 2.6 Die Herrschaftsverwaltung von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zur Verwaltungsreform des Jahres 1786 59
- 3. Die Quellen 65
- ERLÄUTERUNGEN ZUR EDITION 79
- 1. Die Quellenüberlieferung 79
- 2. Die Editionseinheiten und deren Anordnung 95
- 3. Aufbau der Editionseinheiten 101
- 4. Editionsgrundsätze 107
- EDITION 111
- 1. Texte zur Reform der Verwaltung (Mitte des 16. Jahrhunderts) 111
- 2. Der landesfürstliche Anwalt 126
- 3. Das Hofmeisteramt 140
- 4. Die Rentkammer 257
- 5. Die Oberkammer 282
- 6. Die Registratur 362
- 7. Die einzelnen Herrschaften, der Meierhof in Tuttendorf und der Lesehof in Krems 370
- 7.1 Instruktion für den Meierhof in Tuttendorf sowie Bestallung und Revers des Meiers 370
- 7.2 Instruktion und Revers des Verwalters des Hofes in Krems 376
- 7.3 Instruktionen für den Pfleger der Herrschaft Hagenbrunn 380
- 7.4 Instruktion für den Pfleger der Herrschaft Atzenbrugg 385
- 7.5 Instruktion für den Rentschreiber in Prinzendorf 388
- 7.6 Instruktion für den Rentschreiber in Stoitzendorf 392
- 7.7 Instruktion für Beamte auf der Herrschaft Prinzendorf 398
- 7.8 Erklärung des Justiziars der Herrschaft Hauskirchen 402
- 8. Das Kammeramt 404
- 9. Die Forstwirtschaft 423
- 9.1 Instruktionen für den Förster 423
- 9.2 Instruktionen für den Förster für die jenseits der Donau gelegenen Forstgebiete (Tuttenhof) 472
- 9.3 Instruktion für den Förster in der Schwarzen Lacken 482
- 9.4 Instruktion für den Förster über die Holzausgabe an die Klosterbediensteten 487
- 9.5 Reverse von Förstern 489
- 10. Kelleramt, Weinbau und Weinzehent 493
- 10.1 Kellerordnung 493
- 10.2 Instruktion für die Weingärten 518
- 10.3 Instruktionen für den Weinkellner 520
- 10.4 Instruktion für den Hofbinder 554
- 10.5 Instruktion für die Zehenthandler und Paktisten 559
- 10.6 Instruktion für den Zehenteinbringer in Höflein 562
- 10.7 Instruktionen für den Weinkellner über die Weinausspeisung an die Klosterbediensteten 563
- 10.8 Instruktion für den Kellermeister über die Weinausspeisung an die Untertanen 574
- 10.9 Instruktion für den Weinbeschreiber 582
- 10.10 Heiratsrevers eines Weinzehenthandlers 584
- 11. Das Küchenamt 585
- 12. Das Pfisteramt 609
- 13. Das Spital und die Stiftsapotheke 650
- 14. Der Pferdestall und das Fuhrwesen 679
- 15. Angestellte und Handwerker 709
- 16. Die Donauschifffahrt 724
- 17. Die Kanzleiordnung aus dem Jahr 1786 und damit in Verbindung stehende Texte 730
- VERZEICHNISSE UND REGISTER 783
- 1. Quellen- und Literaturverzeichnis 783
- 2. Abkürzungsverzeichnis 798
- 3. Maße, Gewichte und Geldeinheiten 799
- 4. Pröpste des Stiftes Klosterneuburg 800
- 5. Glossar 801
- 6. Personenregister 841
- 7. Ortsregister 845
- 8. Sachregister 848