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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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„antifaschistisch-demokratischen“ Aufbau der Kultur propagierte, der auch struk- turelle Eingriffe in den Bereichen von „Presse, Verlagsleben, Kunst und Litera- tur“69 mit sich brachte. Die Stadt Wien war nach 1945 unter der Kontrolle des Alliierten Rates in vier Besatzungszonen aufgeteilt, mit einer „Internationalen Zone“ im ersten Bezirk. Jedoch kontrollierte in Österreich – Wagnleitner spricht von „Ansät- ze[n] zur totalen Kontrolle des kulturellen Lebens“70 – während der ersten Besatzungsphase die „Information Service Branch“ (ISB) der Amerikaner das Filmwesen, Theateraufführungen, sowie Opern, Konzerte, Zeitungen, Zeit- schriften und Bücher. Mit Beginn des Kalten Krieges ab 1947 wurden die „äußerst ungeschickten, kulturellen Kontroll- und Zensurmaßnahmen“71 jedoch liberaler. Kraus betont in seinen Erinnerungen die „enorme Chance“ Österreichs im deutschsprachigen Raum angesichts der Situation in Deutschland, das in wirt- schaftlicher und politischer Hinsicht zerstört war. So erwarteten die (wenigen) österreichischen Verlage, dass Wien sich zur großen deutschsprachige Buchstadt entwickeln würde. Diese Erwartung erwies sich als Illusion, da dutzende Ver- lage, von denen viele nach 1945 gegründet worden waren, bereits nach kurzer Zeit wieder in Konkurs gingen, und nur wenige, darunter der Zsolnay-Verlag, erlebten einen beträchtlichen Aufschwung. Kraus spricht in diesem Zusam- menhang von einer unglaublichen Umsatzsteigerung von „450 Prozent“. Ein Hauptgrund dafür war die enorme Bandbreite von älteren Rechten an Büchern, die während des Dritten Reichs verboten waren bzw. nicht gedruckt werden konnten. Für Kraus selbst bedeutete die Arbeit im Zsolnay-Verlag das „Wiederfinden einer Kontinuität, die nur sieben Jahre, aber radikal unterbrochen worden war“.72 Das Verlagsprogramm von Zsolnay, gegründet 1923, konzentrierte sich seit Beginn auf das Verlegen von internationaler Belletristik.73 Mit der durch die nationalsozialistische Machtergreifung einhergehenden „Arisierung“ der kultu- rellen Institutionen sah sich Paul Zsolnay aufgrund seiner jüdischen Abstam- mung dazu gezwungen, Werke von Autorinnen und Autoren, die mit dem Nati- onalsozialismus sympathisierten, zu verlegen. Dennoch wurde der Verlag 69 Bodo Plachta: Zensur. Stuttgart: Reclam 2006 (= RUB 17660), S. 185. 70 Reinhold Wagnleitner: Coca-Colonisation und Kalter Krieg. Die Kulturmission der USA in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1991 (= Öster- reichische Texte zur Gesellschaftskritik 52), S. 89. 71 Ebd. 72 Kraus: Der helle Horizont des Aufbruchs. In: Hall (Hg.): 70 Jahre Paul Zsolnay Verlag, S. 12. 73 Zum Zsolnay-Verlag vor 1938 vgl. Murray  G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte. Bd. 2. Belletristische Verlage der Ersten Republik. Wien, Köln, Graz: Böhlau 1985 (= Literatur und Leben N. F. 28.1). Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 28 Einleitung
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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