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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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nister Leopold Gratz. Er „pilgerte auch unter den Nachfolgern [Fred] Sinowatz, [Helmut] Zilk und [Herbert] Moritz nicht zu den Literaturabteilungsleitern, um zu betteln“,111 sondern direkt zu den genannten, obwohl diese sich aus den Rei- hen der SPÖ rekrutierten. Ein besonderes Naheverhältnis bestand zwischen Kraus und dem ÖVP-Poli- tiker Josef Klaus, der von 1964 bis 1970 als Bundeskanzler fungierte. Die Freund- schaft mit Klaus, der „der modernen Kunst des Nihilismus und Scheiterns […] die wahre Natur des Menschen“112 entgegenhielt, dokumentiert sich in zahlrei- chen Korrespondenzen. Klaus bedankt sich etwa bei Kraus für seine „im besten oesterreichischen Sinne geleistete[] kulturpolitische[] Arbeit und insbesondere fuer die Hilfe, die Sie mir, [Alois] Mock und unseren Freunden stets haben zukommen lassen“.113 Klaus, der oft die Veranstaltungen der ÖGL besuchte, dankte Kraus auch dafür, dass er „sozusagen am Rande oder besser gesagt meist parallel mit Ihnen oder in Ihrer Spur mit vielen Dichtern und Schriftstellern der oesterreichischen Nachkriegszeit ein gutes persoenliches, oft sogar freundschaft- liches Verhaeltnis aufbauen konnte“114 und nennt u. a. Felix Braun, Friedrich Heer, Rudolf Henz, Heimito von Doderer, Max Mell, Franz Theodor Csokor, Friedrich Torberg, Hilde Spiel, Manès Sperber, Gertrud Fussenegger, Hans Wei- gel, Ernst Schönwiese und Paula Grogger. Dieses Spektrum an Namen gibt einen ersten Einblick in die vereinenden und wohl auch überbrückenden Fähigkeiten von Kraus, wie dies am 20.  Jänner 1969 im unter Klaus veranstalteten und von Kraus organisierten, „Fest der Harmo- nie“, wie es Hans Haider polemisch bezeichnet hat, resultierte, da hier „NS-Ver- folgte und Mitläufer“, Neoklassiker und „Sprachzertrümmerer“ mit politischen Präferenzen zwischen christkonservativ und kommunistisch“115 ins Bundeskanz- leramt eingeladen worden waren. Kraus’ Netzwerke reichten über das literarische Feld Österreichs und die Republik hinaus und umfassten Organisationen wie den „Kongress für kultu- relle Freiheit“ in Paris, die Ford Foundation, aber auch Institutionen und Ein- zelpersonen hinter dem „Eisernen Vorhang“, die er auf seinen Reisen kennen- gelernt hatte (vgl. dazu Kapitel 6). 111 Haider: Neutrales Parkett und der Marshall Plan of the Mind. 112 Ernst Hanisch: Josef Klaus. In: Herbert Dachs, Peter Gerlich, Wolfgang  C. Müller (Hg.): Die Politiker. Karrieren und Wirken bedeutender Repräsentanten der Zweiten Republik. Wien: Manz’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung 1995, S. 299–306, hier S. 301. 113 Josef Klaus an Wolfgang Kraus, 7.  April 1986, NL WK. 114 Ebd. 115 Hans Haider: „Der Kartonismus“ 1965. Ende und Wende. Ein Streifzug durch die Literatur- und Kulturpolitik der Zweiten Republik. In: Stefan Karner (Hg.): Österreich – 90 Jahre Repu- blik. Beitragsband der Ausstellung im Parlament. Innsbruck, Wien, Bozen: Studien-Verlag 2008, S. 421–428, hier S. 427. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 38 Einleitung
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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