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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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frontiert, die sich in heftigem Widerstand gegen die modernen Kunst strömungen äußerten.29 Die literarische Öffentlichkeit unterstand den kulturpolitischen Vor- stellungen der großen Koalition und antimodernistischen Ressentiments. Die österreichische Kulturpolitik konzentrierte sich auf die internationale Ausstrahlung von traditionsreichen Institutionen wie den Wiener Philharmo- nikern, den Sängerknaben, den Ensembles von Burgtheater und Staatsoper sowie den Salzburger Festspielen. Die staatliche Kulturpolitik der ÖVP schloss an die eigene konservativ-katholische Tradition an. Kunst und Kultur gerieten unter den Einfluss zweier Strömungen, einerseits der Wiederkehr der traditionellen politischen Struktur, der konservativ dominierten Regierungspolitik und der Wiederbelebung des deutschnationalen Lagers und andererseits der bipolaren Spannungen des Kalten Krieges, die das gesamte öffentliche Leben prägten. Der langjährige ÖVP-Unterrichtsminister Heinrich Drimmel charakterisierte noch 1962 die Kultur der Repräsentanz: „Das materielle Leben des Staates verlangt den repräsentativen Kulturalismus. Das Gepräge der Festwochen, die Marmor- fassade der Kulturpaläste wirken in der politischen Willensbildung der Massen- demokratie überzeugender als das drängende Verlangen [...] nach Beseitigung [...] des Notstandes der wissenschaftlichen Forschung und der künstlerischen Betätigung.“30 Während in Westdeutschland z. B. in den frühen 1950er Jahren eine Kontro- verse zwischen den Autorinnen und Autoren der „Gruppe 47“ eine Politisierung der Literatur mit sich brachte und konservative Kritik, die eine politikfreie Lite- ratur wünschte, entfaltete,31 wurde eine solche Diskussion in Österreich nur in Ansätzen geführt.32 In kulturellen Angelegenheiten war zudem mit dem Beginn des Kalten Krieges ein „Vorhang aus Papier“ („paper curtain“) zwischen Öster- reich und der Bundesrepublik Deutschland gefallen, der jeden bilateralen Aus- tausch ökonomischer, rechtlicher und politischer Art behinderte und bis kurz vor Ende der Besatzung 1955 in Kraft blieb.33 Eine „kulturfördernde“ Maßnah- 29 Vgl. Gert Kerschbaumer: Der kalte Krieg gegen die Moderne. In: Ders., Karl Müller (Hg.): Beg- nadet für das Schöne. Der rot-weiß-rote Kulturkampf gegen die Moderne. Wien: Verlag der Gesellschaftskritik 1992, S.  117–204. 30 Heinrich Drimmel: Österreichische Kulturpolitik seit dem Staatsvertrag. In: Österreich in Geschichte und Literatur 6 (1962), H. 8, S. 343–351, hier S. 349. 31 Hans Dieter Zimmermann: Literaturbetrieb Ost – West. Die Spaltung der deutschen Literatur von 1948 bis 1998. Stuttgart, Berlin, Köln: W.  Kohlhammer 2000. S. 57  ff. 32 Vgl. Günther Stocker: Zweimal ‚junge Generation‘. Konstruktionen des literarischen Neuan- fangs nach 1945 in West-Deutschland und Österreich. In: Joanna Drynda (Hg.): Zwischen Aufbegehren und Anpassung. Poetische Figurationen von Generationen und Generationser- fahrungen in der österreichischen Literatur. Frankfurt/M. [u. a.]: Peter Lang 2012 (= Posener Beiträge zur Germanistik 32), S. 69–82. 33 Joseph McVeigh: Lifting the Paper Curtain. The Opening of Austrian Literary Culture to Ger- many after 1945. In: German Studies Review 19 (1996), H. 3, S. 479–499, hier S. 481. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 51
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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