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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Page - 76 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

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schob sich so von Belletristik zum Sachbuch, was zu einer Reduktion der Belle- tristik-Produktion führte. Die neuen Distributionsformen von Büchern orien- tierten sich zunehmend an den Formen des US-Marktes. In der unmittelbaren Nachkriegszeit war Papier Mangelware, was auch Fol- gen für den Literaturbetrieb hatte.123 Eine für den Buchhandel zuständige minis- terielle Papierverteilungskommission, die sich aus Vertretern des Unterrichts- ministeriums, des Verlagswesens sowie den aus dem VdSJÖ rekrutierten Edwin Rollett und Rudolf Henz zusammensetzte, versuchte den eklatanten Mangel zu verwalten: Der gesamte monatliche Papierbedarf war 1946 mit 1.000 Tonnen veranschlagt, bereitgestellt wurden jedoch nur 200 Tonnen. Die Papierknapp- heit, die erst im Frühjahr 1948 beseitigt war, belastete den Buchmarkt schwer. Erst Mitte der 1960er Jahre konnte die Buchproduktion an den Höhepunkt von 1948 anknüpfen, der aber noch mit minderwertigem Papier erreicht worden war. Hinsichtlich der Öffentlichkeit und der Einseitigkeit der österreichischen Literatur beklagt Hans Heinz Hahnl im „(Österreichischen) Tagebuch“: Seit jeher beherrschen die Auflagen der [Robert] Hohlbaum, [Bruno] Brehm, [Josef Friedrich] Perkonig, [Maria] Grengg […], [Josef] Weinheber, […] und so fort die Auslagen nicht nur unserer Provinzbuchhandlungen. […] Die Buchhandlungen verkaufen [Friedrich] Schreyvogl und Grengg; [Ernst] Scheibelreiter, Perkonig begegnen uns in den großen Revuen. Wie lange wird es noch dauern, bis das Burgt- heater ein neues Hohenstaufendrama [Josef] Wenters uraufführt? Es zeigt sich ein ganz deutliches Bemühen offizieller Stellen und der Verlage, hier anzuknüpfen, wo man in Wahrheit nie abgebrochen hatte.124 Marginal blieben Vermittlungs- und Marktförderung, obwohl es einige subven- tionierte Verlagsprojekte wie etwa die „Berglandreihe“ für „neue Dichtung aus Österreich“ gab. Ab 1956 brachte der Grazer Stiasny-Verlag eine „Stiasny-Bü- cherei“, die bis zur Nummer 50 mit „Das österreichische Wort“ betitelt war, wobei zunächst häufig Werke des 19.  Jahrhunderts verlegt und erst später auch zeitge- nössische Schriftstellerinnen und Schriftsteller publiziert wurden. Die Aufgabe der Reihe, die von Viktor Suchy betreut wurde, war es, die „österreichische Dich- tung aus acht Jahrhunderten zu vermitteln und sie einzuordnen in die abend- ländische Kultur- und Geistesgeschichte“.125 Die Reihe „Das österreichische Wort“ 123 Vgl. Christoph Kepplinger-Prinz, Elisabeth Prinz: Kampf ums Papier. Literarische Produkti- onsmittel um 1950. In: Journal of Austrian Studies 48 (2015), H. 3, S. 41–64. 124 Hans Heinz Hahnl: Der Büchermarkt von heute und die Literatur von morgen. In: Österrei- chisches Tagebuch 1 (1946), H. 37, S. 10. 125 Volker Kaukoreit, Christine Pfoser (Hg.): Die österreichische Literatur seit 1945. Eine Annä- herung in Bildern. Stuttgart: Reclam 2000, S. 96. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 76 Der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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