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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Page - 85 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

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persönlich sehr zugetan. In einem Nachruf hält Kraus fest, dass dessen starkes Interesse an Ost-Mitteleuropa nach dem Fall der Mauer 1989 und der darauf- folgende Wandlungsprozess „der einst kommunistischen Staaten zu Demokra- tien […] die schon nicht mehr erwartete Erfüllung seiner Voraussage“ seien und seine „einstigen Konzepte“ geradezu bestätigen würden.16 Gegründet wurde die ÖGL als Verein, die vereinspolizeilichen Unterlagen datieren vom 30.  November 1961. Als Proponent wurde Dr.  Heribert Umfahrer, der für die Zweigstelle des Verlages S.  Fischer in Wien tätig war, genannt. Der Vereinszweck akzentuierte die Aufgabe, die österreichische Literatur zu fördern, die unpolitische Haltung des Vereins wurde betont. Zudem nannte der Antrag unter Punkt fünf die Zusammenarbeit mit österreichischen Kulturinstituten und österreichischen Vertretungsbehörden im Ausland zur Förderung der österrei- chischen Literatur.17 Marianne Gruber hat in diesem Zusammenhang festge- halten, dass die ÖGL „aus einer sehr privaten Initiative hervorgegangen“ sei und am „‚Brainstorming‘“ etwa der Schriftsteller Franz Hiesel beteiligt gewesen sei, der später im ORF für die Hörspielproduktion verantwortlich gewesen sei.18 Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der ÖGL erinnert sich Kraus, dass „die Zeit für unser Wirken damals günstig“ gewesen sei, es jedoch nicht leicht gewe- sen sei, „dieses Wirken überhaupt zu beginnen“. Er spricht von einer „plötzli- che[n] Koinzidenz“, wodurch er im Unterrichtsministerium „Interesse und ein wenig Geld mobilisieren“ habe können, und nur durch Zufall habe er die Räume im Palais Wilczek gefunden, die, wie er betont, allerdings vor der Renovierung „in ruinösem Zustand“ gewesen seien, und „mit einer äußerst geringen Subven- tion fingen wir unser Programm an“.19 Kraus selbst hat in einem literaturge- schichtlichen Essay auf den persönlichen Impetus seiner Initiative hingewiesen, denn in der, wie er es formuliert, „keineswegs günstigen Situation“ für die Lite- ratur erschien es mir dringend notwendig, den Schritt zu einer neuen Möglichkeit zu versuchen. Eineinhalb Jahrzehnte nach dem Beginn von 1945 war die erste Phase der chaotischen, euphorischen und ebenso krisenhaften Anfänge vorbei, und die 16 Wolfgang Kraus: Dank an Alfred Weikert. Zum Tod eines fast vergessenen Erneuerers öster- reichischen Geistes. In: Die Furche, 26.  April 1990, S. 9. 17 Schreiben der Sicherheitsdirektion Wien an die Bundespolizeidirektion Wien, 30.  November 1961 Zit. n. Martina Schmidt: Die Geschichte der Österreichischen Gesellschaft für Literatur. Dokumentationsband. Wien: Hausarbeit der ÖAW 1994, S. 57–66, hier S. 59. 18 Marianne Gruber: Die Österreichische Gesellschaft für Literatur und die Exilliteratur. In: Evelyn Adunka, Peter Roessler (Hg.): Rezeption des Exils. Geschichten und Perspektiven der öster- reichischen Exilforschung. Wien: Mandelbaum 2003, S. 81–85, hier S. 84. 19 Wolfgang Kraus: Aus der Rede zum zwanzigjährigen Bestehen der „Österreichische Gesell- schaft für Literatur“, 10.  Dezember 1981, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 85
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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