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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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stellten Werke verdankte, kann nicht hinlänglich ermessen werden, scheint jedoch aussagekräftig hinsichtlich des Umgangs mit der nationalsozialistischen Vergan- genheit Österreichs zu sein. Schreyvogl trat noch zwei weitere Male in der ÖGL auf, einmal als Diskussionsteilnehmer im Rahmen eines Round-Table-Gesprächs, neben den NS-belasteten Theaterwissenschaftlern Heinz Kindermann und Mar- garete Dietrich, zum Erscheinen des ersten Bandes der Anthologie Dichtung aus Österreich, die im Österreichischen Bundesverlag erschienen war und am 21.  Oktober 1966 in der ÖGL präsentiert wurde, sowie am 18.  April 1969, wo er „Von der Existenz des Schriftstellers. Vier Jahrzehnte literarisches Leben in Öster- reich“ referierte. Der Faktor Katholizismus Die Einladungspolitik der ÖGL beinhaltete auch eine katholische Komponente; dies verwundert kaum, hatten doch die Traditionalisten den österreichischen Kulturbetrieb fest in der Hand. Die „Katholische Aktion“, die, wie bereits erwähnt, von Rudolf Henz ins Leben gerufen worden war, versuchte in Kulturfragen immer wieder „Mobilisierungsaktivitäten“85 zu setzen, wie z. B. das „Schmutz- und Schund“-Gesetz für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Der „Kampf um katho- lische Kulturhegemonie“, so Oliver Rathkolb, tobte „nicht nur im Hinterzim- mer“, sondern wurde „massiv politisch gefordert“ und auf „Entscheidungsträ- gerebene umgesetzt“.86 So trat etwa Pater Alfred Focke SJ auf, der als Literaturhistoriker und Essay- ist ab 1967 einen Lehrauftrag für philosophisch-theologische Probleme in der modernen Literatur an der Universität Wien innehatte. In einem Nachruf in der „Presse“ vom 27.  August 1982 wird erwähnt, dass Focke für die „Wiener Kul- turszene […] eine Art Kontrapost zu Otto Mauer“, dem Mitbegründer und Chef- redakteur der katholischen Zeitschrift „Wort und Wahrheit“ gewesen sei. Focke schrieb ab den 1950er Jahren für die „Furche“, kümmerte sich nach dem Tod von Alfred Paris Gütersloh um dessen Nachlass und edierte die letzten beiden Werke des verstorbenen Freundes. In der ÖGL leitete er am 21.  Mai 1965 eine Lesung Christine Lavants ein, die frühen und neuen Gedichte lasen Käthe Gold und Eva Zilcher in Anwesenheit der Autorin. Am 24.  September 1967 stellt György Sebestyén seine Anthologie Beispiele. 32 österreichische Erzähler, die in den Verlagen Kremayr & Scheriau und Sigbert Mohn erschienen war, vor. Hier 85 Oliver Rathkolb: Die katholische Kirche und die politische Kultur der Zweiten Republik. In: Pia Janke, Stefanie Kaplan (Hg.): Ritual.Macht.Blasphemie. Kunst und Katholizismus in Öster- reich seit 1945. Wien: Praesens 2010 (= Diskurse, Kontexte, Impulse 7), S. 13–33, hier S. 20. 86 Ebd., S. 21. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 104 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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