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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Ob Kraus selbst für diesen Akt der Zensur verantwortlich war oder kultur- politischen Weisungen der „Machthaber“ folgen musste, ist anhand des vorhan- denen Archivmaterials nicht eindeutig festzustellen. Aber hinsichtlich des kul- turpolitischen Konsens, rannte man damit beim konservativen Otto-Müller-Verlag ohnehin offene Türen ein, wie sich einem Brief des Verlags- leiters Richard Moissl entnehmen lässt: „Ich werde mich sehr dafür einsetzen, wenn Beiträge in anderer Hinsicht ‚bedenklich‘ sind (wie seinerzeit im ersten Heft der von Fischer), aber Qualität aufweisen. Aber ich erkläre ganz frank und frei, klipp und klar: ich habe nicht den geringsten Ehrgeiz, angesichts mancher ‚heutiger Tendenzen‘, sei es nun österreichischer oder bundesdeutscher Litera- tur, zu den Avantgardisten zu zählen. Diese ‚Avantgarde‘ ist ja längst eine ‚Der- rièregarde‘.“268 Nach den ersten zehn Heften der neuen Zeitschrift war Otto Breicha der Mei- nung, dass, obwohl in Österreich „für Literatur kein rechter Boden“ sei, man sich „den Luxus einer Literaturzeitschrift“ leiste und bezeichnete diesen „Luxus“ als „Notwendigkeit“, da man dies „nicht gut anderen überlassen“ könne, „ohne sich später ärgern zu müssen.“269 So dokumentierte „Literatur und Kritik“ die verschiedenen Strömungen öster- reichischer Literatur und kulturpolitisch segelte man unter derselben Flagge wie schon „Wort in der Zeit“. 1978 übernahm Kurt Klinger, der als Kraus’ Stellvertreter in der ÖGL fun- gierte, die Redaktionstätigkeit, wodurch die Zeitschrift „vollends zum Haus- und Hofmagazin“270 der ÖGL wurde. Klinger führte gegenüber Moissl aus, dass über „das Gesicht der Zeitschrift und über den offenen Horizont, der sie auszeichnet und weiterhin auszeichnen soll“, Einigkeit herrsche zumal auch „Herr Dr.  Kraus […] die Entwicklung kennt und begrüßt.“271 Die ohnehin schon enge Bindung der Zeitschrift an die ÖGL führte allerdings zu einem „Verlust an Bewegungs- freiheit“, der „Anteil an Sekundärliteratur stieg in dem Maße, in dem der Platz für Texte von Nachwuchsautoren abnahm“.272 268 Richard Moissl (Otto-Müller-Verlag) an Paul Kruntorad, 29.  November 1966, NL RH, Karton 19/V. 269 Otto Breicha: Oesterreich – ohne Gamsbart. Zum Jubiläum der Literaturzeitschrift „Literatur und Kritik“. In: Kurier, 3.  Februar 1967, S. 13. 270 Langer: 30 Jahre „Literatur und Kritik“, S. 16. 271 Kurt Klinger an Richard Moissl, 24.  September 1978, Österreichische Nationalbibliothek, Lite- raturarchiv, ÖLA 302/06, Nachlass Kurt Klinger. 272 Holl: Salzburg. Zwischen Globalisierung und Goldhaube, S. 706. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 154 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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