Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Page - 164 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 164 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Image of the Page - 164 -

Image of the Page - 164 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

Text of the Page - 164 -

und Egon Schwarz, wurden temporär für Vorträge nach Wien zurückgeholt.306 Aus Kraus’ Perspektive fielen aber auch diejenigen Intellektuellen in der Sow- jetunion und den Satellitenstaaten, die unter staatlichen Restriktionen zu leiden hatten und nicht publizieren durften, in diese Kategorie. Diese versuchte er eben- falls nach Österreich zu holen, was für viele zum „Absprung“ in den Westen wurde (vgl. Kapitel 6.4). Erich Fried „Aus London haben wir den dort lebenden und wirkenden Wiener Prosaautor, Lyriker und Übersetzer Erich Fried, nach Wien gebeten“, ließ Kraus in seiner Eröff- nungsrede im Dezember 1961 verlautbaren. Diese Aussage ist bezeichnend hin- sichtlich der kulturpolitischen Schieflage nach 1945, indem hier der Eindruck erweckt wird, ein in London lebender österreichischer Schriftsteller würde in sei- ne Heimat zurückkehren, kein Wort fällt über die Gründe, weshalb der Autor erst „nach dreiundzwanzig Jahren seine Heimat wiedersehen“ wird, und der Zusam- menhang mit der Vernichtung der europäischen Juden wird nicht hergestellt. Fried, 1921 in Wien geboren, musste als siebzehnjähriger seiner jüdischen Herkunft wegen ins englische Exil flüchten, arbeitete als Bibliothekar, Fabriksarbeiter und Chemi- ker, gab 1944 sein literarisches Debüt im Verlag des österreichischen P.E.N.-Clubs und war nach 1945 als Übersetzer u. a. von Dylan Thomas, W.  H. Auden und Wil- liam Shakespeare tätig. Er war der erste Exilautor, der von der ÖGL eingeladen wurde, Kraus trat mittels eines hochoffiziellen Schreibens an ihn heran: Als Leiter unserer neugegründeten Gesellschaft ist es mir nun endlich möglich, einen lang gehegten Wunsch zu realisieren und an Sie die Bitte zu richten, uns doch einmal in Wien zu besuchen. Es wäre uns ein Vergnügen, Sie für 14 Tage als Gast unserer Gesellschaft in Wien haben zu können. Selbstverständlich würden wir für sämtliche Kosten Ihres Aufenthaltes aufkommen, Ihnen alle Gespräche, die Sie wünschen, ermöglichen und Ihnen Zugang zum österreichischen Kulturleben mit Freude öffnen. […] Eine ganze Reihe von Autoren, denen Sie durch Ihr Werk ein Begriff sind, würde Sie gerne persönlich kennenlernen – auch die Presse zeigt gro- ßes Interesse für Ihren Besuch. […] Lieber Herr Fried, machen Sie uns doch die Freude, bald zu uns zu kommen.307 306 Vgl. Wendelin Schmidt-Dengler: Literaturwissenschaft und Exil. In: Friedrich Stadler (Hg.): Vertriebene Vernunft II. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft 1930–1940. Tlbd. 1. Unv. Neuaufl. Münster: Lit 2004, S. 520–521. 307 Wolfgang Kraus an Erich Fried, 22.  Dezember 1961. Zit. n. Müller: Wolfgang Kraus und die Exilliteratur. In: Adunka, Roessler (Hg.): Rezeption des Exils, S. 88. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 164 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
back to the  book Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945"
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945