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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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emigrierte 1934 nach England, wo er aktives Mitglied des „Austrian Center“ und des „Free Austrian Movements“ wurde und den österreichischen P.E.N.- Club im Exil mitbegründete. 1938 war er zum Präsidenten des Exil-P.E.N. gewählt worden und spielte als Vizepräsident des Internationalen P.E.N. eine zentrale Rolle bei der Wiedererrichtung des österreichischen P.E.N.-Zentrums 1947 in Zürich.331 Zwischen 1942 und 1957 schrieb er in englischer Sprache und kehrte dann zum Deutschen zurück, ohne jemals ernstlich eine Rückkehr nach Öster- reich zu erwägen. Seit den späten 1950er Jahren publizierte er regelmäßig in Zeitschriften wie „konkret“, die politisch eher links standen; in der ÖGL trat er mit einer „anekdotenreiche[n] Plauderei über ‚meine lebenslangen Beziehungen zu meinen Freunden, den Kommunisten‘“ auf, wie das kommunistische „Tage- buch“ etwas schadenfroh berichtete: „Das begann harmlos mit Egon Erwin Kischs Sturm auf die Kreditanstalt […], um sodann auf weniger harmlose Lacherfolge hinzusteuern.“332 Neumann, der immer wieder zwischen den monolithischen Blöcken des Kalten Krieges zu vermitteln versuchte, u. a. mit seinem Marburg-Ost- berlin-Projekt, das mittels Tonbändern eine Diskussion zwischen den Studie- renden der beiden Städte über den Prozess gegen Adolf Eichmann ermöglichen sollte,333 versuchte auch in der ÖGL diese Position einzunehmen: Lassen Sie es mich klarstellen, gerade hier in Wien, wo man meine Freunde, die Kommunisten, wenig liebt – ich betrachte sie wirklich als meine Freunde. Mein Ehrgeiz auf meine alten Tage ist, ein Fellow Traveller zu sein – ein Fellow Traveller der Menschheit. Ist man das einmal, so kann man kein Kalter Krieger sein. Der Aktionsraum von unsereinem liegt zwischen den Apparatschniks des Kalten Krie- ges im Osten und den Apparatschniks des Kalten Krieges im Westen – ein enger Aktionsraum, aber den wollen wir zu verbreitern versuchen. Auch meine Vorle- sung ist solch ein Versuch. Wir kennen die Menschen drüben nicht, wir sehen sie durch eine gläserne Mauer – aus einem grünem billigen Flaschenglas, das nur scheinbar durchsichtig ist und tatsächlich das Bild verzerrt –, und auch sie sehen uns durch dieses grüne Flaschenglas. Das ist der Sinn des von mir Berichteten. Wir brauchen einen, der dieses Glas zerbricht.334 331 Vgl. Maximiliane Jäger: „Einmal Emigrant, immer Emigrant“. Zur literarischen und publizisti- schen „Remigration“ Robert Neumanns 1946–1965. In: Charmian Brinson, Richard Dove, Jen- nifer Taylor (Hg.): Immortal Austria? Austrians in Exile in Britain. Amsterdam [u. a.]: Rodopi 2007 (= The Yearbook of the Research Centre for German and Austrian Exile Studies 8), S. 18–196. 332 Bruno Frei: Festwöchentliche Nebenschauplätze. In: Tagebuch 18 (1963), Nr. 7/8, S. 10. 333 Vgl. dazu Peter Paul Schwarz: Im „Starkstrom des west-ostdeutschen Spannungsfelds“. Über Robert Neumanns Marburg-Ostberlin Projekt 1961 bis 1964. In: Günther Stocker, Michael Rohrwasser (Hg.): Spannungsfelder. Zur deutschsprachigen Literatur im Kalten Krieg. Wup- pertal: Arco 2014 (= Arco Wissenschaft), S. 41–67. 334 Frei: Festwöchentliche Nebenschauplätze. In: Tagebuch 18 (1963), Nr. 7/8, S. 10. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 171
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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