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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Dieser transkulturellen Perspektive steht Kraus aufgeschlossen gegenüber, verfolgte er doch in seiner literaturvermittelnden Praxis eben jene von Magris dargestellten literaturpolitischen Prämissen, die ein imaginäres „Mitteleuropa“ als einen Kulturraum konstruierte, dem sich wichtige Beiträge (nicht nur) zur österreichischen Literatur verdankten. Kraus nennt Magris Dissertation einen zentralen Beitrag zu „der für viele immer noch nicht beendeten Diskussion über österreichische Literatur“.34 Magris war auch gern gesehener Gast in der ÖGL, wo im Dezember 1966 Der Habsburgische Mythos präsentiert wurde, und im April 1968 hielt er einen Vor- trag über die aktuellen Perspektiven der mitteleuropäischen Literatur. Kraus’ Verbundenheit mit Magris zeigt sich auch daran, dass er ihm 1990 den Donau- land-Sachbuchpreis zukommen ließ und im Rahmen der Preisverleihung auch die Laudatio hielt, in der er Magris’ Studie „zu einem der wichtigsten Bücher zur österreichischen Identität überhaupt“35 erklärte. An dem Projekt Mitteleuropa als einem geistigen Schauplatz der österreichi- schen Literatur hielt Kraus sein Leben lang fest und arbeitete aktiv daran mit, dieses imaginäre Konstrukt zu realisieren und zu propagieren. So sprach er in seinem Eröffnungsvortrag anlässlich der 1983 in Hamburg stattfindenden „Öster- reichischen Buchwoche“ über die „Besonderheiten und Paradoxien des vergan- genen k.  u.  k. Reiches und des gegenwärtigen Literaturbetriebs. Dabei bejahte er lebhaft die Frage, ob es eine genuin österreichische Literatur gebe. Letztlich definiere diese sich an ihrem Verhältnis zu Wien, diesem bis heute lebendigen Schnittpunkt verschiedener Kulturen und Lebensgefühle.“36 In „Wort in der Zeit“ hatte Kraus bereits 1965 postuliert, dass, auch wenn „die Donau von Wes- ten nach Osten fließt, das Strombett der österreichischen Literatur […] in die umgekehrte Richtung“ zeige, „die Quellen liegen im Osten, die Sprache führt nach Westen“.37 In seiner Glosse, die während der 1980er und 1990er Jahre in der katholischen Wochenzeitung „Furche“ erschien, widmete er sich dem Begriff „Mitteleuropa“, der, so Kraus, mit Österreich in engem Zusammenhang stehe: „Nach 1918 konn- te ja von der Donaumonarchie nur mehr historisch gesprochen werden, obwohl der kulturelle Raum trotz der Mehrsprachigkeit in unzähligen geistigen Bezie- hungen zumindest bis 1938 erhalten blieb.“38 Nach der Errichtung des „Eiser- nen Vorhangs“ sei „in den volksdemokratisch gewordenen Ländern die Erinne- 34 Ebd. 35 Wolfgang Kraus: Donaustrom und Donauland. Laudatio auf Claudio Magris zum Donau- land-Preis 1990, ms. Ts., 9. Bl., ÖGL-Archiv. 36 Rainer B. Schossig: Von ungebrochener Lebendigkeit. In: Bremer Tageszeitung, 25.  September 1983. 37 Wolfgang Kraus: o.  T. In: Wort in der Zeit 11 (1965), H. 1, S. 5  f., hier S. 5. 38 Ders.: Mitteleuropa – kulturelle Utopie? In: Kurier, 4.  Dezember 1984, S. 5. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Kraus als Literaturvermittler 203
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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