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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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rung“ erwacht und die gemeinsame Kultur habe an Bedeutung gewonnen, da „in dieser Sphäre geistige Verbindungen und künstlerische Begegnungen durch- aus zu knüpfen möglich waren“.39 Kraus gibt dem kulturellen Aspekt hinsicht- lich des politischen dabei den Vorzug, die „in diesem Raum stehende gemein- same“ Kultur apostrophierte er stark: „Man kann sich dabei auf Hofmannsthal, auf Werfel, Kafka, ebenso auf Tibor Déry, Julius Hay, Georg Lukács, auf Rilke, Trakl, Jaroslav Seifert, auf Stanisław Lem, Sławomir Mrożek stützen, auf Italo Svevo, Edoardo Weiss und natürlich auf Freud, auf Milan Kundera, György Kon- rad, György Sebestyén und Milo Dor.“40 Emil Brix hat darauf hingewiesen, dass selbst in den letzten Jahren des Kalten Krieges das Konzept „Mitteleuropa“41 in Österreich unpopulär gewesen sei und nur von einigen wenigen liberalen Intellektuellen und teilweise von der ÖVP propagiert worden sei, die gefürchtet hätten, dass Österreich sich durch seine Neutralität und das Abwenden von historischen Traditionen in die Isolation manövriere. Die Idee einer speziellen zentraleuropäischen Region hatte dabei von Anfang an damit zu tun, eine politische Perspektive zu entwickeln, die weder ausgeprägt östlich noch westlich war, eine Art „dritter Weg“ für den kulturellen Bereich.42 Kraus beteiligte sich an diesem Diskurs, der zum ideengeschichtlichen Arsen- al der sowjetischen intellektuellen Dissidenten zählte und sich in der ersten Hälf- te der 1980er Jahre mit einem politischen Essay des Schriftstellers Milan Kun- dera, der 1983 in der französischen Zeitschrift „Le débat“ erschienen war, popularisierte und rasch in mehrere Sprachen übersetzt wurde, darunter 1984 unter dem Titel The Tragedy of Central Europe in der „New York Review of Books“. Für Kundera, der seit 1975 im Pariser Exil lebte, stand „Mitteleuropa“ für eine individualistische und pluralistische Kultur, die durch die Sowjetunion behindert wurde. Die Sowjetunion habe „Mitteleuropa“ aus Europa entführt, woraus sich die „Tragödie“, einerseits für die Staaten des realen Sozialismus, aber andererseits auch für Westeuropa ergebe, denn dieses habe diese Staaten aufge- geben und dadurch habe sich die Problematik verschärft. Der Essay „glorifiziert 39 Ebd. 40 Ebd. 41 Vgl. dazu auch: Jacques Le Rider: Mitteleuropa. Auf den Spuren eines Begriffs. Wien 1994; ders.: Mitteleuropa als umstrittener Erinnerungsraum und als Zukunftsperspektive in der Zwi- schenkriegszeit. In: Marijan Bobinac, Wolfgang Müller-Funk (Hg.): Gedächtnis – Identität – Differenz. Zur kulturellen Konstruktion des südosteuropäischen Raumes und ihrem deutsch- sprachigen Kontext. Tübingen: Francke 2008 (= Kultur – Herrschaft – Differenz 12), S. 139–146. 42 Vgl. Emil Brix: Austria and Central Europe. In: Austria and Central Europe. In: Günter Bischof, Fritz Plasser, Anton Pelinka, Alexander Smith (Hg.): Global Austria. Austria’s Place in Europe and the World. New Orleans: University of New Orleans Press 2011 (= Contemporary Austri- an Studies 20), S. 200–211. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 204 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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