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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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schen Lebens“ kontaktieren, kirchliche Würdenträger sollten anlässlich von Lesungen, Vorträgen und Kongressen Präsenz zeigen, in den Kulturteilen von der Kirche nahestehenden Zeitschriften und Zeitungen wären die literarischen Bemühungen zu verstärken, darüber hinaus könne die „Katholische Akademie“ zu stärkerer Wirkung gebracht werden, die Literatur zu inkorporieren, um damit Intellektuelle anzusprechen: „Der heute esoterisch-resignative Charakter dieser Institution müßte eine energische Änderung ins Dynamische und Aktuelle erfah- ren, ohne deshalb Substanz einzubüßen“.93 Kraus betont das dialogische Moment einer Annäherung, führt aber auch fördernde Aktivitäten an: [W]enn man Zugang zu den Autoren finden, sie für sich gewinnen will, muß man Interesse für sie und ihre Arbeit haben, muß man ihnen helfen, ihnen den guten Willen zeigen, und Taten folgen lassen. […] Wenn die Kirche ihre Orden, die ihr nahestehenden Institutionen tatsächlich in dieser Richtung mobilisieren könnte, wäre gerade Österreich der aussichtsreichste Schauplatz, um von hier aus für das gesamte deutschsprachige Gebiet eine Wendung der Literatur von der atheistischen und positivistischen Linkstendenz zu einer religiösen Aufgeschlossenheit zu initi- ieren.94 Auch in seiner Literaturkritik widmete sich Kraus katholischen Autorinnen und Autoren. Über den Essayband Christliche Dichter der Gegenwart, der „Beiträge zur europäischen Literatur“ versammelt und vom deutschen Philosophen und Juristen Hermann Friedmann 1955 im Heidelberger Rothe-Verlag herausgege- ben wurde, vermerkt Kraus, er dokumentiere „in einem müden Europa“ das „kaum mehr erwartete Ereignis“, dass es wieder eine „bewußte christliche Lite- ratur“ gebe: „Eine Kunst, die sich aus gewaltigen, zum Teil über Nacht plötzlich aufscheinenden Kräften nährt und in reichem eigenartigem Wuchs gedeiht.“ Die Beiträge der vierundzwanzig an dem Band beteiligten Verfasserinnen und Verfasser thematisieren u. a. den „modernen Jesus-Roman“, Gertrud von Le Fort, Elisabeth Langgässer, Ina Seidl, Franz Werfel, Charles Péguy, aber auch Heinrich Böll: „So merkwürdig dies sein mag, man liest dieses wissenschaftliche Werk mit Erschütterung. Man wird sich bewußt, wie reich und aus der Tiefe seiner Zerrissenheit fruchtbar das Abendland auch heute noch ist. Das Gemeinsame, Verlorengeglaubte, ist mit einem Male wieder spürbar.“95 Kraus gelangte zunehmend zu der Ansicht, dass dem „Wertezerfall“, der sei- ner Ansicht nach in Literatur, Philosophie und Kunst mit den Katastrophen des 93 Ebd. 94 Ebd. 95 Wolfgang Kraus: Vor dem neuen Aufbruch. Christliche Dichter der Gegenwart (Wolfgang Rothe Verl.). In: Der Tag (Berlin), 18.  Dezember 1956. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 218 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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