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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Bischöfe Österreichs unter Kardinal Franz König, die den Dialog zwischen Kir- che und kulturellen Kräften zu stärken versuchte. In seinem Vortrag strich Kraus die „untrennbare Verbindung zwischen Kirche und Kultur hervor und wies auf neue Möglichkeiten der Begegnung hin.“106 Auch am „Arbeitskreis“ des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK) in Mün- chen nahm Kraus in den 1980er Jahren teil, der vom bayerischen Kultusminister Hans Maier ins Leben gerufen worden war: „Sehr gewinnreich. […] Schlage katholischen Kulturdienst im Rahmen des Z[entralkomitees]. vor, der katholi- sche Autoren und Künstler managen soll, das aber als Tischnachbar des Minis- ters. Gefällt ihm sehr“107, hält Kraus im Tagebuch fest. Es wurde in der Folge versucht, dieses Konzept in die Tat umzusetzen. Maier, welcher der Christlich-So- zialen Union Bayerns (CSU) angehörte und auch eine Guardini-Stiftung, benannt nach dem italienischen Theologen und Religionsphilosophen Romano Guardi- ni, gegründet hatte, hielt in seiner Autobiografie Böse Jahre, gute Jahre fest, dass er in einem „Gesprächskreis ‚Kirche und Kunst‘ […] über viele Jahre hin Archi- tekten, Maler, Musiker, Literaten, Filmleute, Regisseure“ versammelt habe. Gemeinsam mit dem Literaturkritiker Werner Ross, dem Kunsthistoriker Anton Henze und dem Architekten Justus Dahinden rief er ein „Literaturbüro“ unter dem Dach der Katholischen Akademie in Bayern ins Leben, deren Leitung der Germanist Hans-Rüdiger Schwab übernahm: „Er besuchte die schreibende Zunft in Deutschland, befragte sie über die Kirche, den Glauben, die Künste. Vor allem spürte er junge, noch unbekannte Literaten auf. Wir erreichten, dass ein Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken geschaffen wurde, gemeinsam getra- gen von ZdK und Bischofskonferenz.“108 Das Arbeitsprogramm des Literaturbüros umfasste dabei folgende Punkte: Zunächst sollten „Beobachtung[en] literarischer Tendenzen“ durchgeführt wer- den und „christliche oder dem Christentum nahestehende[] Autoren“, „religiö- se Motive, christliche Tradition, Anzeichen neuer Spiritualität bei nichtchristli- chen Autoren“ und „Aufklärerisches, dezidierte Kirchenfeindlichkeit“ mit einbezogen werden, wobei der Niederschlag dieser Tendenzen in den Medien 106 N.  N.: Wolfgang Kraus: „Kirche und Kultur untrennbar“. In: Die Presse, 8.  April 1981, S. 5. 107 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 2.  Oktober 1983, NL WK. 108 Hans Maier: Böse Jahre, gute Jahre: Ein Leben 1931  ff. München: Beck 2011, S. 274. Maier hat Kraus’ Beteiligung an der Konzeption des „Literaturbüros“ in seiner Autobiografie zwar uner- wähnt gelassen, dafür vermerkt er anlässlich eines Besuches in Wien: „Ich besuchte die ‚ÖGL‘ in der Herrengasse. In diesen bescheidenen Räumen, mehr Zimmern als Sälen, gingen in den sechziger Jahren Thomas Bernhard und Peter Handke aus und ein, damals noch gänzlich unbe- kannt – und auch die Alten, Arrivierten waren da: Heimito von Doderer, Elias Canetti, Manès Sperber. Wolfgang Kraus schuf diesen mitteleuropäischen Treffpunkt in den ersten Jahren nach dem Staatsvertrag, als der russische Ring um Wien sich lockerte und neue Initiativen, auch literarische, gewagt wurden.“, Ebd., S. 344  f. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Literatur und Katholizismus 221
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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