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Gerhard-Fritsch-Stiftung, um jährlich zwei Schriftstellerstipendien auszuschrei-
ben.161 Bereits seit 1970 verteilte das Bundesministerium für Unterricht und
Kunst dann fünf Staatsstipendien für Literatur, 1971 wurde die Zahl der Geför-
derten auf acht erhöht.162
Um die Förderung der Werke seines Freundes Herbert Zand, der auch als stell-
vertretender Leiter in der ÖGL fungierte, kümmerte sich Kraus nach dessen Tod
im Jahr 1970 (vgl. Kapitel 3.1.1). Seine Bemühungen waren jedoch, trotz der
Herausgabe einer sechsbändigen Werkausgabe, nur von wenig Erfolg gekrönt,
obwohl er Zitate prominenter Autoren zur Vermarktung der Bücher, darunter
etwa Elias Canetti, einsetzte, welche die Werbeaussendungen und Buchrücken
zierten: „Herbert Zands hinterlassene Fragmente gehören zu den kostbarsten
Vermächtnissen der österreichischen Literatur. Aus der Generation der Dichter,
die durch den Krieg gezeichnet wurde, kenne ich keinen, der mich so tief ergrif-
fen hätte.“163 Immer wieder versuchte Kraus, alle publizistischen Register zu zie-
hen, um das Werk in Erinnerung zu rufen, aber vergebens.164 So korrespondier-
te er noch mit Kurt Klinger darüber, dass das März-Heft 1980 von „Literatur
und Kritik“ dem „10.
Todestag von Herbert Zand gewidmet sein soll“, und Klin-
ger bat ihn, einen „Gedenk-Essay“165 zu schreiben. Kraus’ Bemühungen, Herbert
Zand im Kanon der österreichischen Nachkriegsliteratur zu etablieren, blieben
aber ergebnislos.
Der Schriftsteller Fritz Habeck erfreute sich der besonderen Gunst von Kraus, da
dieser zu eben jenen Autoren zählte, denen er Jahrzehnte lang freundschaftlich ver-
bunden war und sein Werke stets mit Besprechungen begleitete. Habeck, 1916 gebo-
ren, einer der wenigen Vertreter des Existenzialismus in der österreichischen Lite-
ratur, kämpfte während des Zweiten Weltkriegs im Rang eines Leutnants in der
Deutschen Wehrmacht an der polnischen und russischen Front und geriet in US-ame-
rikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. In der Folge stu-
161 N. N.: Volle Säle, leere Kassen. In: Wochenpresse, 15. Dezember 1971.
162 Vgl. Bundesministerium für Unterricht und Kunst (Hg.): Kunstbericht 1972, S. 1 u. S. 20. Die
Staatsstipendien für Literatur gingen an Bernhard Hüttenegger, Gert Jonke, Gerhard Roth und
Peter Weibel.
163 Vgl. Werbeblatt der Gesammelten Werke Herbert Zands. Dokumentationsstelle für neuere
österreichische Literatur, Wien, N1.A-1, Europa-Verlags-Archiv [im Folgenden als EV-Verlag-
sarchiv zitiert].
164 Vgl. Wolfgang Kraus: Herbert Zands Letzte Ausfahrt. In: Die Presse, 16. Juli 1970; Wolfgang
Kraus: Das verdrängte Gewissen einer Generation. Gedanken über Herbert Zand. In: Literatur
und Kritik 6 (1971), H. 60, S. 340–347; Wolfgang Kraus: Dichter von der Hauptschule. In: Saar-
brücker Zeitung, 5./6. Juli 1980.
165 Kurt Klinger an Wolfgang Kraus, 11.
Juni 1979, Literaturarchiv der österreichischen National-
bibliothek, ÖLA 9/90, „Literatur und Kritik“-Redaktionsarchiv.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
234 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Title
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Author
- Stefan Maurer
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 452
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437