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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Page - 272 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

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Mit Siegfried Lenz wurde 1985 einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Nachkriegsliteratur geehrt, die Jury bestand aus dem Historiker Gerhard Jagschitz, dem Schriftsteller Gerald Szyszkowitz und Kraus selbst.342 Letzterer hielt die Lau- datio, in der er auf die „Ähnlichkeiten zwischen Sperber und Siegfried Lenz“ hin- wies, die sich für ihn deutlich zeigte im „Auftreten gegen politische Diktatur, die Verantwortung für Moral, für Anständigkeit, für Nächstenhilfe als menschliche Haltung, die sich im Gesamtwerk Manès Sperbers ebenso ausdrücklich wie in jenem von Siegfried Lenz“343 manifestiere. Kraus schätzte das Lenz’sche Werk, wie man auch dem Tagebuch entnehmen kann, kritisierte jedoch: „Sein Werk ist ohne jede Transzendenz – das ist seine literarische Grenze. Er bleibt in der ethischen Verbindlichkeit, die er sehr ernst nimmt, aber nicht erweitern kann.“344 Seit den 1950er Jahren hatte Kraus Lenz’ Neuerscheinungen besprochen.345 Wie Helga Perz der Witwe Jenka Sperber mitteilte, hatte die Gesellschaft im November 1986 bereits 28 Mitglieder und die Subventionen beliefen sich auf 80.000 Schilling.346 Geplant war für den Herbst 1987 ein Symposion, das dann zwischen 23. und 25.  November in Kooperation mit der Österreichischen Nati- onalbibliothek, komplementiert durch eine Ausstellung, stattfand. Probleme ergaben sich im Verlauf der Jurysitzung, die den nachfolgenden Preisträger bestimmen sollte. Die im Februar 1987 zusammengetretene Jury des Wissenschaftsministeriums, die von Fischer eingesetzt worden war und sich aus dem Verleger Erhard Löcker, dem Ministerialrat Rudolf Burger und Kraus zusam- mensetzte, konnte sich auf keinen Kandidaten einigen, da die beiden ersteren Franz Schuh favorisierten, den Kraus ablehnte: „Und die dreiköpfige Jury setzte sich abermals zusammen. Dermal stimmten Burger und Löcker für den Aktio- nisten-Literaten Oswald Wiener, und wiederum steuerte Kraus dagegen an. Erhard Löcker […]: ‚er hat sich aufg‘führt, lautstark und verbal aggressiv.‘ Fak- tum ist aber: Ossi Wiener (‚Die Eroberung Mitteleuropas‘) [sic] wurde von der Jury mehrheitlich für den Manès-Sperber-Preis ausgewählt.“347 Kraus, der den Literaturwissenschaftler Claudio Magris nominiert hatte, unterlag. Kraus war ob der Nominierung Schuhs sofort aktiv geworden und hatte Heinz Fischer kontaktiert, um diesen Kandidaten zu verhindern: „Inzwischen habe ich 342 Vgl. Neue Zeit (Graz), 2.  Februar 1985, S. 4. 343 Wolfgang Kraus: Laudatio für Siegfried Lenz zur Überreichung des Manès Sperber Staatsprei- ses, am 4.  März 1985, ms. Ts., Österreichische Nationalbibliothek, Literaturarchiv, Wien, ÖLA 9/90, Redaktionsarchiv „Literatur und Kritik“, Sign.: 9/B 2446. 344 Ders.: Tagebuch, 5.  Februar 1985, NL WK. 345 Vgl. z. B. Wolfgang Kraus: „Siegfried Lenz, Der Mann im Strom“. In: Stuttgarter Zeitung, 23.  November 1957; ders.: „Jäger des Spotts“. Erzählungen von Siegfried Lenz. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 19.  April 1958. 346 Vgl. Helga Perz an Jenka Sperber, 3.  November 1986, ÖGL-Archiv. 347 N.  N.: Tuppy düpiert die Juroren. In: Arbeiter-Zeitung, 21.  November 1987, S. 27. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 272 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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